Spannende Geschichte, aber mit Luft nach oben!

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Der Einstieg in das Buch ist gelungen. Die Autorin hat einen angenehmen Schreibstil, der mich sofort mitgerissen hat und Lust aufs immer-weiter-Lesen machte. Die Hauptprotagonistin Harper war mir sympathisch und ihre, eher traurige Geschichte hat mich neugierig gemacht. Ich mochte, wie selbstbewusst und tough sie ist – wohl auch geprägt durch ihr schwieriges Aufwachsen. Gerade hierzu hätte ich gerne noch mehr erfahren. Warum war sie bei so vielen Pflegefamilien und wurde nie adoptiert?
Die ersten Kapitel des Buches sind aus der Ich-Perspektive von Harper geschrieben, später kommen dann noch Kapitel aus der Sicht von Finley, Harpers (Ex-)Freund, hinzu. M.M.n. hätte es diesen Perspektivwechsel nicht gebraucht. Finleys Kapitel waren i.d.R. deutlich kürzer und haben nicht viel zur Vertiefung der Geschichte beigetragen.

Die Handlung des Buches fokussiert sich vor allem auf die vier Studentenverbindungen Diamonds, Hearts, Cross und Spades und auf das Spiel, bei dem die Novizen dieser Verbindungen gegeneinander antreten müssen. Ich fand es zwar ein bisschen schade, dass die eigentliche Universität Oxford kaum vorkam, allerdings ist ‚Four Houses of Oxford‘ auch kein College- sondern ein Fantasyroman. Daher war der Fokus für mich OK.
Auf das Spiel selber will ich aus Spoiler-Gründen gar nicht eingehen. Dieser Part hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen. Es wurde von Runde zu Runde dramatischer. Ich fand es interessant zu verfolgen, wie sich Harper in dem Spiel positioniert und auch ihre Moralvorstellungen immer wieder gefordert werden.

Der Schwachpunkt dieses Buches war für mich die Beziehung zwischen Harper und Finley. Die Beziehung der beiden nimmt einen großen Raum in der Geschichte ein und ich war zusehends genervt davon. Es hat mich geärgert wie sehr sich Harper von Finleys Anwesenheit beeinflussen lässt, und wie – meiner Meinung nach (!) – unfassbar blöd und unvorsichtig sich die beiden verhalten.
Ich lese ja wirklich gerne und viele Jugendbücher, aber hier kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass ich zu alt dafür bin. Sätze wie… „Verlangen pulsierte durch meine Adern und sammelte sich in meinem Unterleib.“ … “Ich ertrank in seinem Kuss.“ … „Mein Herz zersprang klirrend in Abertausende Scherben.“ … Sorry, das ist mir einfach zu kitschig und viel zu drüber. Bitte versteht das nicht als generelle Kritik an dem Buch. Mir ist bewusst, dass ich altersmäßig nicht die Zielgruppe des Romans bin.
Leider sind durch dieses „Beziehungsgedöns“ auch die Nebenfiguren etwas hintenübergefallen. Einzig Lexie, ebenfalls Novizin bei den Diamonds, mit der Harper zunächst eine Zweckgemeinschaft bildet, nahm in der Geschichte mehr Raum ein. Das Miteinander zwischen Harper und Lexie hat mir gefallen und ich hätte gerne noch mehr über ihren Hintergrund erfahren.

Das Buch endet, wie es sich gehört, mit einem ordentlichen Cliffhanger und vielen vielen offenen Fragen. Bei ein paar Dingen habe ich eine Vermutung, worauf es hinausläuft und ich bin gespannt, ob ich richtig liege. Denn trotz meiner o.g. Kritik hat mir ‚Four Houses of Oxford‘ im Großen und Ganzen gefallen. Ich bin neugierig, wie es weitergeht und freue mich auf die Fortsetzung.

Ein paar abschließende Worte noch zum Cover: Buchcover sind natürlich immer so ein bisschen Geschmackssache. Das Cover von ‚Four Houses of Oxford‘ ist schon sehr hübsch gestaltet und lässt erstmal kein Fantasy-Buch vermuten. Allerdings passt die abgebildete Person auf dem Cover optisch gar nicht zu Harper.