Tolle Story-Zutaten, aber nicht die bestmögliche Rezeptur

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lainybelle Avatar

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Es gibt Bücher, die möchte man gern mal lesen, aber auch solche, die man auf den ersten Blick unbedingt schnellstmöglich lesen möchte, und zur zweiten Kategorie hat „The Four Houses of Oxford – Brich die Regeln" gehört. Ich mag glamourös-gefährliche elitäre Kreise, in denen es von Geheimnissen nur so wimmelt, genau wie Studentenverbindungen, Second-Chance-Love und mysteriöse Spiele/Wettkämpfe. All das bringt diese Reihe auch mit, doch ich muss sagen, dass ich mir das Ganze um einiges mitreißender und durchdachter erhofft hatte.
Es beginnt schon damit, dass die toughe Outsiderin Harper mit Pflegefamilienvergangenheit der Einladung überhaupt folgt. Okay, da mag Neugier dabei sein, eine gewisse Anziehung durch den Luxus, und zudem ist der Kontrast zwischen ihrem Charakter und der Glitzerwelt spannend. Allerdings ist für mich unverständlich geblieben, warum sie glaubt, ihren Herzenswunsch, die Identität ihrer Mutter und dadurch auch ein Stück ihrer eigenen herauszufinden, nicht auf einem „normaleren" Weg näherkommen zu können. Sie gibt dafür das Zusammenwohnen mit ihrer besten Freundin auf und bleibt auch, als es richtig skurril wird (den Neulingen wird z. B. in die Handflächen geschnitten und niemand wirkt sonderlich irritiert davon).
Auch erschien für mich nicht ganz stimmig, warum die Vier Farben an einer so bekannten Uni kaum für Aufmerksamkeit sorgen. Sowieso hätte das Oxford-Setting in meinen Augen noch mehr hergegeben - die meiste Zeit hätte man sich auch an einer beliebigen anderen Uni befinden können.

Die Story braucht eine Weile, um in Fahrt zu kommen, und hält sich oft mit Szenen auf, die die Handlung nicht wirklich vorantreiben. Ein bisschen wirkt es auf mich, als sei ein eigentlich tolles Konzept zu hastig umgesetzt worden, als habe die Geschichte einen zu kurzen Entwicklungs-/Schreibprozess durchlaufen, um ihr Potenzial zu entfalten.

Trotz meiner Kritikpunkte mag ich nach wie vor die entscheidenden Elemente und Ideen, die in das Buch eingeflossen sind, gern und besonders auch Finley und seine Perspektive. Für mich ist noch viel Luft nach oben, was die Umsetzung angeht, aber ich würde es auch nicht als totalen Flop bezeichnen.

In einem Satz:

Der Reihenauftakt hat einen vielversprechenden Ansatz und bietet leichte Unterhaltung, landet im Vergleich mit ähnlichen Büchern für mich aber eher im Mittelfeld.