Aktuell wie vor 100 Jahren

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
großmütterchen Avatar

Von

Im Münchner Künstlerviertel Schwabing wird ein toter Säugling gefunden. Handelt es sich dabei um eine Totgeburt, oder wurde nachgeholfen? Die junge Krankenschwester Anna Zech, Assistentin der Gerichtsmedizin, und der adelige Skandalreporter Fritz von Weynand unternehmen eigene Recherchen, um dem Tod des Babys auf die Spur zu kommen. Aber es bleibt nicht die einzige Leiche, die am Seziertisch landet.

Das Taschenbuch ist auf ungebleichtem Papier gedruckt. Ich mag das, wenn die Blätter nicht ganz glatt sind und sich haptisch gut anfühlen. Der Buchtitel ist erhaben geprägt. Zuerst war ich vom Titelbild irritiert. Einerseits wurde eine Münchnerstadtszene gemalt, andererseits wurden die Protagonisten mit einem Foto abgelichtet. Aber nach dem Lesen finde ich das Cover passend, denn durch die Fotografie wirken Anna und Fritz noch realer.
Die weibliche Hauptfigur Anna gewinnt einen sofort: jung, schlagfertig, mutig und emanzipiert arbeitet sie in einer reinen Männerdomäne. Aber auch Fritz hat ein einnehmendes Wesen: immer auf der Suche nach Enthüllungsgeschichten, wobei er aber Randgruppen schützt, Gentleman durch und durch, jedoch mit seiner familiären Situation unglücklich. Das Zweiergespann ergänzt sich hervorragend.
Zeitlich spielt der Kriminalroman zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Man erhält kleine Einblicke in die politische Situation, in die Gefühlswelt der Einrückenden und auch in die der Heimgebliebenen.

Das vorliegende Buch ist zwar der zweite Band, kann aber gelesen werden, ohne Band 1 zu kennen. Ich hole auf jeden Fall auch Band 1 " Fräulein Anna, Gerichtsmedizin - Die Prinzregentenmorde" aus der Buchhandlung, denn ich bin sofort in einen Lesefluss gekommen, da die Story von der ersten bis zur letzten Seite spannend ist. Die Themen vor über 100 Jahren sind dieselben wie heute. Es mangelt diesem Buch nicht an Aktualität.
Schlussendlich ist der Fall gelöst. Jedoch bleibt ein Rätsel unbeantwortet, und zwar das um die Autorin. Wer ist Petra Aicher? Sie soll ja seit Jahren Bestseller unter einem anderen Namen schreiben.