Historischer Krimi

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froschman Avatar

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Ein Säugling wird 1914 in einem Schwabinger Hinterhof tot aufgefunden. Für die Polizei ist der Fund eindeutig Kindsmord. Doch in der Gerichtsmedizin, in die der Neugeborene gebracht wird, ist die Obduktionsassistentin Anna Zach anderen Meinung. Das Kind war ihrer Erkenntnis nach eine Totgeburt und die Mutter verzweifelt, war es doch in dieser Zeit normal, dass eine ledige Mutter ihren Job verlor. Der Skandalreporter Friedrich von Wynand, der unter dem Pseudonym Fritz Nachtway in seiner eigenen Zeitung schreibt, nimmt sich gemeinsam mit Anna dieser Sache an.
Petra Aicher hat mit diesem historischen Roman ein erschütterndes Zeugnis dieser Zeit abgeliefert. Einerseits durfte man als Ledige nicht schwanger werden, andererseits durfte man aber auch nicht abtreiben lassen und gegen zudringliche Vorgesetzte hat man sowieso keine Chance. Ich finde die Darstellung der sozialen Hintergründe gelungen, die Euphorie bzw. der Hass auf den Krieg, das Spitzelwesen, die Diskriminierung der Homosexuellen und der Widerstand dieser Personen. Anna hat mit ihrem Freund Fritz unerschrocken Erkundigungen eingeholt, teils mit deren Unterstützung, teils aber auch gegen den Willen der Polizei.
Gelungener zweiter Teil, den Band 1 muss man nicht gelesen haben, um diese Fortsetzung zu verstehen.