Im Hinterhof

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clematis Avatar

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Die Babyleiche aus einem Münchener Hinterhof wird in der Gerichtsmedizin untersucht, die ehrgeizige Anna Zech, mittlerweile etwa zwei Jahre hier angestellt, assistiert. Wie könnte es anders sein, gibt es anonyme Hinweise auf ein Verbrechen, was nunmehr den Charmeur und Journalisten Friedrich von Weynand auf den Plan ruft. Schneller als Anna und Fritz denken können, stecken sie selbst mitten in unglaublichen Ermittlungen.

Vor dem Hintergrund des beginnenden Ersten Weltkriegs spielt dieser zweite Band „Fräulein Anna, Gerichtsmedizin“. Am besten ist es wohl, wenn man Anna und Fritz bereits kennt und ihre höchst ungewöhnliche Freundschaft, obwohl dieser Fall in sich abgeschlossen ist und selbständig gelesen werden kann. Anna hat sich ganz schön entwickelt seit ihrer Anfangszeit in der Pathologie, ganz allein in München. Mittlerweile hat sie sich enormes Wissen angeeignet und ist auch privat kein graues Mäuschen mehr. Zudem hat sie ihre jüngere Schwester in die Stadt geholt, um ihr eine höhere Schule und damit das Medizinstudium zu ermöglichen. Wenige Fragen um das tote Neugeborene genügen, um in einen spannenden Fall zu schlittern, der Anna als Pathologieassistentin, Fritz als Skandaljournalisten und die hiesige Polizei gleichermaßen beschäftigt.

In einer gelungenen Mischung aus Politik, Gesellschaftsleben und Kriminalfall geht es munter zu, meiner Meinung nach sogar lebendiger als im Vorgängerband, wo man ja erst einmal mit allen Figuren vertraut werden musste. Diesmal schreitet die Handlung rascher voran und bald wird aus einem Verdachtsmoment mehr als nur ein einziger Todesfall, dem nachgegangen wird. Spannend ist dabei das so gegensätzliche Duo Anna und Friedrich, die beide unerschrocken Erkundigungen einholen, sowie die Arbeit der Polizei, zu der auch Annas Onkel und ein Bekannter gehören. Dass es da zu Reibereien kommt, liegt auf der Hand. So vermischt sich die aufregende Ermittlungsarbeit mit humorvoller Unterhaltung, ein eher angespannter Unterton bezüglich der Kämpfe an der Front und Angst unter den jungen Männern, bald selbst einberufen zu werden, betont die zuweilen beklemmende Atmosphäre im Land.

Ich empfehle gerne beide Bände in zeitlich korrekter Abfolge und wünsche allen künftigen Lesern ebenfalls packende Stunden mit Anna und Fritz!