Hebamme mit Spürnase

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fornika Avatar

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1922 gibt Hebamme Hulda Gold alles für ihre Patientinnen in ihrem Armutsviertel. Ob mitten in der Nacht, sonntags und sowieso oft ohne Bezahlung ist sie für sie da. Auch als eine Wöchnerin von Ängsten um ihre verschollene Nachbarin geplagt wird, versucht Hulda Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei trifft sie auf den zugeknöpften Kommissar North, der die Angelegenheit nicht mit dem nötigen Eifer zu verfolgen scheint. Hulda beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

Anne Sterns historischer Krimi legt großen Wert auf ein authentisches Großberlin der 20er Jahre. In jedem noch so kleinen Detail steckt viel Recherchearbeit, wodurch die Geschichte ungemein gewinnt. Ich bin sofort abgetaucht in Huldas Viertel, und konnte mir alles sehr lebhaft vorstellen. Auch Sterns Figuren sind lebendig, sei es nun Hulda selbst, der warmherzige Zeitungsverkäufer von nebenan oder ein x-beliebiger Rotzlöffel von der Straße. Hulda hat mich leider einmal zu oft an Charly Ritter aus der Gereon-Rath-Reihe erinnert, aber in den nächsten Bänden kann sie sich sicherlich noch etwas besser abheben. Ihre taffe Art gefällt mir, auch ihr erstaunlich modernes Denken. Ihre Arbeit als Hebamme fand ich gut beschrieben, leider muss sie dann den Ermittlungen zu viel Platz einräumen. Die entwickeln sich nicht ganz so spannend wie erhofft, aber die Geschichte ist rund und wird zu einem schlüssigen Ende gebracht. North bleibt neben Hulda etwas blass, aber auch das kann sich in den Folgebänden ja noch ändern. Ich mochte den Stil der Autorin sehr, und auch wenn ich nicht völlig begeistert bin, werde ich in die nächsten Bände mit Hulda doch bestimmt reinlesen.