Spannender und gelungener Genremix

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bücherliebende10 Avatar

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„Fräulein Gold – Schatten und Licht“ ist der 1. Band der neuen Saga von Anne Stern.

Mit diesem Auftakt hat mich die Autorin sehr überrascht. Denn ich hatte angenommen mich erwartet hier ein „typischer“ historischer Roman, bei dem wir Fräulein Gold in ihrem Alltag als Hebamme in Berlin in den 20iger Jahren begleiten. Aber was man hier bekommt ist so viel mehr. Und das im absolut positiven Sinne. Denn uns als Leser erwartet hier ein spannender Genremix, in dem historischer Roman und Krimi eine gute Kombination ergeben.

Unsere Protagonistin Hulda Gold ist Mitte 20, alleinstehend und arbeitet als Hebamme in Berlin. Sie liebt ihren Beruf und vor allem ihre Unabhängigkeit. Kein Mann bestimmt, ob sie arbeiten darf oder nicht.
Aufopferungsvoll kümmert sie sich um die werdenden Mütter in den Elendsvierteln Berlins. Denn gerade die Schicksale dieser Frauen liegen Hulda besonders am Herzen. So arbeitet sie auch sehr viel ohne Honorar und ist sehr beliebt aufgrund ihres großzügigen Herzens. Bei einem ihrer Hausbesuche erfährt sie von einer Frau, die tot im Landwehrkanal gefunden wurde. War es ein Unfall? Selbstmord? Oder doch Mord? Hulda lässt das ungeklärte Schicksal dieser Frau nicht los und fängt an Nachforschungen zu betreiben. Dabei begibt sie sich aber selbst in Gefahr und gerät in die tiefen Abgründe der Stadt.


Hulda Gold hat mir als Charakter richtig gut gefallen. Sie wirkt durch ihre, eigenwillige sympathische Art und mit ihren Ecken und Kanten sehr authentisch und vielschichtig. Zudem nimmt sie absolut kein Blatt vor den Mund und spricht einfach drauf los was sie denkt. Ihr Gegenpart, der ermittelnde Kommissar Karl North, ist auch eine interessante Figur. Als Waisenjunge groß geworden, hatte er es auch nicht immer leicht in seinem Leben. Trotzdem hat er es geschafft sich eine gute Existenz aufzubauen. Daher gefällt es ihm natürlich überhaupt nicht, dass Hulda sich in seine Arbeit einmischt.

Anne Stern hat es geschafft, die Atmosphäre des damaligen Berlins sehr gut zu transportieren. Denn gerade das Elend und das Leid ist auf jeder Seite spürbar. Der Schreibstil ist leicht und flüssig und durch unterschiedliche Perspektiven wird es auch nicht langweilig. Das einzige was mich im Lesefluss ein wenig gestört hat, war der Berliner Dialekt, den hier einige Nebencharaktere verpasst bekommen haben. Einerseits wirkt es natürlich so authentisch und passt auch im Grunde zu den Charakteren. Aber ich bin beim lesen immer wieder drüber gestolpert und musste meist zwei oder dreimal lesen um zu verstehen, was da stand.
Zudem fand ich leider auch, dass die Tätigkeit als Hebamme sehr in den Hintergrund gerückt ist und der Fall um die tote Frau zu sehr im Vordergrund stand. Ich hätte mir da noch ein wenig mehr Ausgeglichenheit gewünscht.

Ansonsten war es aber ein sehr guter Auftakt der Reihe, der mir schöne Lesestunden beschert hat und der mich jetzt sehr gespannt auf den nächsten Band hinfiebern lässt.