Alma ermittelt wieder

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matheelfe Avatar

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„...Sie würde einfach warten. Warten, bis die Kolleginnen der Frühschicht in die Wäscherei kommen, ihr Klopfen an dem riesigen Kessel hören und sie daraus befreien würden...“

Dann aber ist es zu spät. Mittlerweile ist Gertrude für immer eingeschlafen.
Die Autorin hat erneut einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Der Schriftstil sorgt für den nötigen Spannungsbogen, gibt aber auch das Flair in der Kurstadt Baden-Baden im Jahre 1925 gut wieder.
Unter den Fräuleins vom Amt herrscht wie zu Beginn fast jeder Schicht Klatsch und Tratsch vor. In der letzten Zeit mischt sich darunter aber auch Existenzangst. Es ist von Selbstwahlapparaten die Rede, die das Fräulein vom Amt überflüssig machen. Noch aber behalten sie ihren Humor.

„...Wer ist denn schon wieder Willy? Du hast einen Verschleiß an Liebhabern, den haben andere nicht einmal an Zigaretten...“

Das sieht Ida nicht so verbissen. Dann aber wird Frederike zur Vorgesetzten gerufen. Alle rechnen mit einer Verwarnung, doch ihr wird der Tod ihrer Cousine Gertrude mitgeteilt. Die Polizei geht von Unfall oder Selbstmord aus und hat den Fall schon zu den Akten gelegt.
In Baden-Baden findet gerade eine internationales Schachturnier statt. Da haben die Beamten alle Hände voll mit den verstärkt auftretenden Diebstählen zu tun. Ein möglicher Mord kommt zur unrechten Zeit.
Frederike bittet Anna um Hilfe. Natürlich ist auch ihre Freundin Emmi sofort wider mit Begeisterung dabei. Nur Ludwig, Annas Freund und Polizist, ist wenig erfreut.
Die Frauen bekommen den Hinweis auf ein Lokal, in denen Gertrude verkehrt haben soll. Es dient unter anderen als Treffpunkt der KPD.

„...Hammer und Sichel haben wir nirgends entdeckt. Die essen auch nur mit Besteck...“

Emmis Humor ist nicht zu übertreffen. Doch die beiden Frauen machen in dem Lokal eine andere Beobachtung, die sich als extrem gefährlich herausstellt. Könnte Gertrudes Tod damit zusammenhängen?
Mir gefällt, dass die politische Entwicklung gekonnt und fast unterschwellig mit eingebunden wird. Langsam tritt die NSDAP wieder in Erscheinung.
Natürlich fehlen auch Hinweise zu den Schachwettkämpfen nicht. Fast alles, was in dem Metier Rang und Namen hat, ist anwesend.
Außerdem nimmt der technische Fortschritt rasant Fahrt auf. Die ersten Staubsauger feiern in den Haushalten Erfolge, die Elektrifizierung kommt voran und Almas Bruder hat ihr ein Radio zusammengebastelt und zum Geschenk gemacht.
Alma und Emmi lassen sich nicht beirren, auch wenn sie sich dabei selbst in Gefahr bringen. Vieles ist schwer zu deuten. Doch am Ende wird der Fall logisch gelöst.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.