Das Fräulein vom Amt ermittelt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
matheelfe Avatar

Von

„...“Ich wollte nur melden“, sagte der Mann, und es klang, als wenn man Nägel über eine Schiefertafel zog, „Ich wollte nur melden, dass der Auftrag erledigt ist. Sie finden die Dame bei den Kolonnaden.“...“

Alma arbeitet als Fräulein vom Amt. Bei den Stecken einer Verbindung bekommt sie die obigen Worte mit. Plötzlich steckt sie mit in einem Kriminalfall.
Diee Autorinnen haben eine spannenden historischen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil gibt das Flair des Jahres 1922 sehr gut wieder. In Baden – Baden pulsiert das Leben. Man gönnt sich nach der Arbeit sein Vergnügen.
Die Personen werden ausreichend charakterisiert. Emmi, Annas Freundin und Mitbewohnerin, ist eine lebenslustige junge Frau und eine begabte Floristin. Sie geht keinem Abenteuer aus dem Weg. Alma ist ruhiger. Doch der Fall der toten Frau lässt sie nicht los. Sie will wissen, was wirklich passiert ist. Die Polizei hat die Untersuchungen schnell eingestellt. Nur Kommissarsanwärter Ludwig Schiller glaubt Alma.
Sehr gut wird beschrieben, wie die Arbeit am Schaltschrank in der Telefonzentrale funktioniert.

„...Eine klare Aussprache war eben so wichtig wie Schnelligkeit und ein zuverlässiges Gedächtnis. Dialekt war tabu, Freundlichkeit und Zuvorkommenheit das Credo. Das Fräulein vom Amt musste eine gehobene Bildung vorweisen...“

Mit Alma besuche ich die mondänen Hotels, ein illegales Casino und die Rennbahn. Ich lerne eine Menge an Sehenswürdigkeiten von Baden – Baden kennen und erfahre die Geschichte manches Gebäudes.

„...Das Palais Hamilton war vom Großherzoglichen Landphysikus Doktor Maier erbaut worden, als die kleine Stadt Baden noch eng in einen mittelalterlichen Mauerring gepresst war...“

Schritt für Schritt geht die junge Frau bei ihre Recherche vor. Die nötigen Kontakte vermittelt ihr meist Emmi, die alle Welt zu kennen scheint und für jedes Problem den passenden Herrn zur Hand hat. Noch ahnt Alma nicht, dass sie sich selbst in Gefahr begibt. Jemand will unbedingt die Aufklärung verhindern.
Das Buch zeichnet sich durch eine gewisse Leichtigkeit aus. Die jungen Frauen genießen ihr Leben. Sie wissen, dass nach einer Heirat ein großer Teil ihrer Freiheit vorbei sein könnte. Der Kurort bietet Tanzvergnügen für jede Gesellschaftsschicht und jede Geldbörse. Man will sich amüsieren.
Bei der Zusammenarbeit zwischen Alma und Ludwig bleibt es nicht aus, dass es zwischen den beiden zu knistern beginnt. Außerdem schätzt Ludwig Almas Fähigkeit, Situationen gekonnt analysieren und dabei die richtigen Schlussfolgerungen ziehen zu können.
Eine Karte von Baden – Baden in der vorderen Umschlagseite mit den wichtigsten Handlungsorten, ein inhaltsreiches Nachwort und ein Glossar ergänzn das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu beigetragen hat, dass der Kriminalfall gekonnt in das tägliche Leben eingebettet war.