Smarte und unglaublich unterhaltsame Reise in die 20-iger

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marakkaram Avatar

Von

"Hier Amt, was beliebt?" "Ich verbinde!"

oder auch "Die Abenteuer der AlmaTäuber."

Ich hatte noch nie etwas von dem Autorinnen-Duo Regine Bott und Dorothea Böhme gehört und wusste nicht so recht, was mich erwartet und ob sie es schaffen das Zeitgefühl zu transportieren. Aber das haben sie, dieser Roman ist Unterhaltung pur. Eine Zeitreise in die 20-iger Jahre, der Fräuleins, die zwar arbeiteten, alleine wohnten und ausgingen, aber z.B. keinen Männerbesuch haben durften. Eine unheimlich interessante und ein wenig vergessene Ära. Die Autorinnen schaffen es dieses ganz besondere Flair der 20-iger geschickt wieder aufleben und den Leser hautnah miterleben zu lassen. Und das so flott und lebendig ge- und beschrieben, dass man nur so durch die Seiten fliegt und auf s großartigste unterhalten wird.

Ganz nebenbei bekommt man immer wieder kleine Einblicke in den Arbeitsalltag des Fräuleins vom Amt, diesem längst ausgestorbenen Beruf, der den Frauen so einiges abverlangte. Das war für mich das I-Tüpfelchen.

Wer hier einen knallharten Krimi erwartet (was im Übrigen weder Cover noch Klappentext vermitteln), wird vielleicht weniger auf seine Kosten kommen, aber für mich hat der Fall und die Ermittlungen perfekt in das Setting hineingepasst. Und obwohl die Aufklärung im Mittelpunkt steht, ist sie nicht der einzige Dreh- und Angelpunkt, denn das sind definitiv Alma und ihre Freunde und das damalige Zeitgefühl.

Die Charaktere sind bunt gemischt, authentisch und lebendig. Es macht Spaß ihnen zu folgen. Alma und ihre Mitbewohnerin Emmi sind herrlich erfrischend, nicht auf den Mund gefallen und durch und durch sympathisch. Genauso wie der junge Kriminalanwärter Ludwig Schiller, der von der toughen Alma so manches Mal in den Schatten gestellt wird. Sie kombiniert rasch und prescht mutig voran. Aber auch an Nebencharakteren die die Zeit widerspiegeln, mangelt es nicht, allen voran "Otto". Großes Kino!

Durch den bildhaften Schreibstil hat man nicht nur die Personen, sondern auch die Schauplätze und das mondäne Baden-Baden mit seinen illegalen Kasinos, den noblen Hotels und der Trabrennbahn ganz deutlich vor Augen.

Mir hat der erste Fall von Alma und ihrem Ludwig absolut gefallen. Ich mochte die Idee, die Wendungen und logische Auflösung. Aber vor allem mochte ich Alma und das Setting. Ein Reihenauftakt ganz nach meinem Geschmack. Ich kann den zweiten Teil kaum erwarten.