Spannende Mischung aus Cosy-Krimi und historischem Roman aus den 1920er Jahren

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kleinervampir Avatar

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Buchinhalt:

Baden-Baden, 1922: Alma arbeitet als Telefonistin bei der Telefongesellschaft und hört eines Tages zufällig das Gespräch eines Anrufers mit, in dem es um einen „Auftrag bei den Kolonnaden“ geht, welcher „erledigt“ sei. Tags darauf wird an eben diesem Ort die Leiche einer unbekannten Frau gefunden. Alma meldet ihre Informationen der Polizei – doch niemand glaubt ihr. Zusammen mit ihrer lebenslustigen Freundin und Mitbewohnerin Emmi stellt Alma auf eigene Faust Ermittlungen an und begibt sich mit Hilfe des Kommissaranwärters Ludwig gefährlich tief in die Halbwelt zwischen illegalen Spielclubs und mondänen Kurhotels...


Persönlicher Eindruck:

Der erste Band der Reihe Fräulein vom Amt nimmt die Leser mit in die 1920er Jahre, ins mondäne Baden-Baden, wo die Reichen und Schönen kuren, Geld beim Pferderennen setzen – und wo an den Kolonnaden schließlich ein Mord geschieht. Einzige Zeugin: Alma, die junge Telefonistin, die zufällig das Gespräch eines Auftragsmörders mit seinem Auftraggeber belauscht.

Die Geschichte ist großartig, angesiedelt irgendwo zwischen Cosy-Krimi mit spannenden Wendungen und atemberaubenden Recherchen einerseits und einem mitreißenden authentischen historischen Roman aus der Zeit der Weimarer Republik.

Alma, die Hauptfigur, ist eine junge, selbständige Frau, die als „Fräulein vom Amt“ bei der Telefongesellschaft arbeitet und mit ihrer Freundin Emmi, einem lebenslustigen Energiebündel eine Dachwohnung bei einer gestrengen Weltkriegswitwe bewohnt. Währens Alma sehr bodenständig erscheint, ist Emmi genau das Gegenteil – aber beide Figuren ergänzen sich prima und zusammen mit Ludwig Schiller, einem jungen Kommissaranwärter, ergibt sich ein sympathisches Trio, das man gerne durch die Romanhandlung begleitet.

Der Schreibstil ist bildhaft und mitreißend, die Atmosphäre dicht und der Spannungsbogen hoch. Erst kurz vor Schluss kommt man als Leser dahinter, wer hinter dem Mord an der unbekannten Frau an den Kolonnaden steckt und so bleibt der Krimigenuss das ganze Buch hinweg prima erhalten.

Gut gefallen hat mir neben den sympathischen Hauptfiguren die bildgewaltige Art der Erzählung aus dem Leben in den 1920er Jahren. Baden-Baden ist nicht das schillernde Babylon Berlin, hat aber nicht weniger zu bieten, was die 1920er Jahre ausmachen: verruchte Tanzcafés, ausgelassener Charleston und Tango, mondäne Kurgäste bei den Pferderennen in Iffezheim... als Leser taucht man sofort ein in vergangene Zeiten.

Die Krimihandlung ist spannend und wendungsreich, wobei nicht Mord und Totschlag im Mittelpunkt stehen, sondern intelligente Ermittlungen einer engagierten Hobby-Schnüfflerin á la Miss Marple.

Für mich ein durchweg gelungener Auftakt in eine neue Reihe, die Krimi und historischen Roman gekonnt verbindet und absolut Lust auf mehr macht.

Eine klare Leseempfehlung mit verdient voller Punktzahl!