Sprachlich top, doch spannungslos

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xinchen Avatar

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Das Cover reiht sich in die üblichen Verdächtigen des Genres historischer Roman ein und zeigt eine Frau im historischen Ambiente. Mir persönlich gefällt dieses Cover ganz gut, ist aber auch kein Knaller für mich. Die Farbzusammensetzung gefällt mir noch am besten, da ich diese Kombination nicht so häufig sehe.
Der Titel ist hier wirklich Program, da sich wirklich ein Großteil des Buches um Almas Leben als Fräulein vom Amt dreht. Die Atmosphäre am Arbeitsplatz und auf was die Fräuleins alles so achten mussten haben die Autorinnen wirklich gut beschrieben. Ich kann mir gar nicht vorstellen, erst in einer Zentrale anzurufen, wo dann jemand sitzt der mich mit jemand anderen verbindet. Heute ist das deutlich leichter.
Der Aufhänger der Geschichte, dass Alma auf ihrer Arbeit etwas mithört was sie nicht sollte, war ein wirklich gelungener Einstieg. Leider fand ich, dann die Auflösung und auch was im Mittelteil passiert ist ein wenig zu vorhersehbar. Hier unterscheidet sich dieses Buch leider nicht genug von anderen Vertretern dieses Genres. Gefühlt habe ich diese oder eine ähnliche Geschichte schon mehrfach gelesen. Auch hat mir echte Spannung gefehlt, da ich zu keiner Sekunde das Gefühl hatte, dass die Figuren in wirklicher Gefahr schweben. Alles kam mir irgendwie zu einfach vor.
Sehr spannend hingegen fand ich die Einblicke ins Nachtleben zur damaligen Zeit in Baden-Baden. Auch das Glücksspiel damals verboten war und dass es dann illegale Anbieter gab, fand ich höchst interessant. Alma war eine ganze nette Hauptfigur, aber wie schon vorher gesagt, hatte ich das Gefühl einer wie ihr schon unzählige Male in Büchern begegnet zu sein. Sie hatte für mich leider kein Alleinstellungsmerkmal. Auch die Liebesgeschichte konnte mich nicht wirklich überzeugen, da ich mir nicht ganz erklären konnte woher jetzt genau die Gefühle zwischen den beiden kamen. Meiner Meinung nach hätten die Autorinnen auf diese verzichten sollen oder über mehrere Bände aufbauen sollen. Auch der männliche Protagonist blieb für mich eher farblos und war mir eigentlich nicht wirklich wichtig.
Dahingegen hat mir Wölkchen (Almas Mitbewohnerin) richtig Freude bereitet. Sie hatte Charme und versprühte so eine Lebenslust über sie hätte ich gerne noch mehr erfahren. Auch ihre Arbeit im Blumenladen und ihre Art die Gestecke zu gestalten haben mich fasziniert. Ein eigenständiges Buch über sie würde ich gerne lesen.
Ein großes Lob muss ich den Autorinnen aber für ihre Sprache und die verwendeten Ausdrücke geben. Ich hatte das Gefühl, dass die beiden sich da richtig informiert haben Und genau recherchiert haben wie man sich früher ausgedrückt hat und welche Umgangsformen geherrscht haben. Ausdrücke wie "Ich fühl mich blümerant" haben mich immer wieder zum schmunzeln gebracht. Auch die Kosenamen untereinander (Wölkchen, Täubchen) kamen mir alle sehr zeitlich angemessen vor. Dies hat mir wirklich geholfen mich in die damalige Zeit und Situation zurück zudenken. Bei manchen Ausdrücken wünschte ich mir, dass sie wieder in Mode kommen würden.

Fazit:

Ein solider 3-Sterne Roman mit toller Sprache, der aber für mich zu wenig originelles aufweist. Leider kam bei mir nicht richtig Spannung auf und auch die Protagonistin war mir einfach zu langweilig.