Mensch und Monster

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archer Avatar

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Gibt es jemanden, der diesen Klassiker von Mary Shelley nicht kennt? Nun, falls jemand nur die meist wirklich schauerlichen Filme gesehen hat: Es handelt sich hier um eine Erzählung innerhalb einer Erzählung innerhalb einer Erzählung. Im Jahre 17** schreibt Walton, ein reicher Privatier, der ein Schiff ausgerüstet hat und mit ihm auf dem Weg in die Arktis ist, seiner Schwester einen Brief. Er berichtet von seltsamen Ereignissen und von einem Mann, den er halbtot an Bord genommen hat. Dieser Mann heißt Viktor Frankenstein und er hat eine eigene Geschichte zu erzählen: die eines Mannes, der voll fiebrigen Wahns eine Kreatur erschuf und sich dann vor ihr zu fürchten begann. Der Rest ist - wie man so schön sagt - Geschichte.

Das Besondere an dem Buch ist natürlich nicht der extreme Horror, den es verbreitet, denn das tut es nicht. Es ist eine klassische Schauergeschichte, ruhig erzählt, wie es zu der Zeit üblich war. Außergewöhnlich ist eher, dass die Autorin zum Zeitpunkt des Schreibens erst 18 Jahre alt und für ihre Zeit eine unglaublich moderne Frau war. Bei ihrer routinierten Art des Schreibens ist es unmöglich zu erkennen, dass hier ein Debüt vorliegt. Und kann man sich vorstellen, dass es über 200 Jahre alt ist? Es greift so viele zeitgenössische Themen auf: die Frage nach der Ethik. Wer ist hier Mensch? Wer ist das Monster? Ist Frankenstein wirklich der edle gequälte Geist, als der er von Walton bezeichnet wird? Wahrscheinlich wagten bereits die LeserInnen zu Beginn des 19. Jahrhunderts an dieser Aussage zu zweifeln. Doch bevor ich mich hier in weiteren philosophischen Fragen, die das Buch aufwirft, verliere, noch ein paar Worte zur Gestaltung.

Als Schmuckausgabe liegt es angenehm schwer in der Hand und das Cover lässt sich griffig anfassen. Die Seiten haben einen durchgehenden schwarzen Farbschnitt, die sich mit einem angenehmen Geräusch auseinanderziehen lassen. Unheimliche Illustrationen in Schwarz, Weiß und Rot sowie gelegentliche schwarze Seiten mit weißer Schrift und rote Seiten mit weißer Schrift verstärken das Gefühl des Schauerlichen. Ich habe jedenfalls die (wiederholte) Lektüre dieses Klassikers genossen.