Gott und der Teufel im Kampf um eine Menschenseele

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Frau Bengtsson ist achtundreißig Jahre,kinderlos,Hausfrau mit so "außergewöhnlichen" Hobbys wie Kalligraphie und lebt in einer schwedischen Vorstadt. Gemeinsam mit ihren Mann bewohnt sie ein kleines Häuschen in direkter Nachbarschaft der Theologiestudentin Rakel und dem etwas merkwürdigen Herrn Rubin. Frau Bengtssons Leben verläuft sehr gleichförmig, sie besucht Kurse, hält das Haus sauber, bekocht ihren Mann, hat regelmässig Geschlechtsverkehr und jeden Dienstag nimmt sie ein Bad. Und genau bei so einenm Bad passiert das Unvorhersehbare, Frau Bengtsson stirbt und wird mehr oder weniger durch Zufall von Gott wiederbelebt. Ihr Mann kann ihr die ganze Sache nicht so recht glauben, doch Frau Bengtsson ist so tief beeindruckt, dass sie plötzlich an Gott glaubt. Und nicht nur das, dadurch dass sie wieder in das Leben zurück geholt wurde, ist sie der festen Überzeugung, dass Gott wirklich Notiz von ihr genommen hat und das er etwas mit ihr vor hat. Und so beginnt sie sich mit der Bibel zu beschäftigen und wartet auf ein Zeichen von Gott. Doch dieses Zeichen kommt nicht, Stattdessen hat das ganze Ereignis das Interesse des Teufels geweckt, der seine Chance sieht Gott endlich einmal wieder eine Menschenseele "zu stehlen". Und Frau Bengtsson macht es ihm leicht, er muss ihr in Gestalt von Rakel, der Theologiestudentin, mehr oder weniger nur zu hören...Gott kann ihm also nicht wirklich Schuld nachweisen, falls ihm diese Menschenseele abhanden kommt....

"Frau Bengtsson geht zum Teufel" ist der Debütroman von Caroline L. Jensen. Ihr Schreibstil ist ein bißchen außergewöhnlich, da Frau Bengtsson und Herr Bengtsson die gesamte Zeit nur mit ihrem Nachnamen angsprochen werden. So entsteht eine gewisse Distanz, die noch durch die sehr ritualisierten Handlungen der beiden unterstrichen werden. Doch diese Distanz stört überhaupt nicht den Lesefluss, im Gegenteil es gibt den BUch den ersten komischen Anstrich. Ähnlich wie Gott oder wie der Teufel begleitet der Leser  also als eher als Aussenstehender Frau Bengtsson in ihrem Leben und ihrer Gedankenwelt nach dem sie gestorben ist. Während außerdem der Teufel eine tragende Role spielt, taucht Gott selbst nur vereinzelt auf. Und dennoch ist er natürlich irgendwie Mittelpunkt der Geschichte, allerdings nicht in der Weise, die sehr religiösen Menschen gefallen dürfte. Das Buch ist angenehm zu lesen, hin und wieder gelingt es Frau Jensen die Situation so plastisch zu schildern, dass die entstehenden Bilder im Kopf einem zum Lachen bringen. Einige Diskussionen zwischen dem Teufel und Frau Bengtsson sind allerdings mehr fürs Gedanken-machen geeignet und bremsen so den sonst eher lockeren Lesefluss.

Mir hat "Frau Bengtsson geht zum Teufel" in weiten Teilen sehr gut gefallen. Sowohl Frau Bengtsson, als auch Herr Bengtsson und der Teufel haben mich öfter Schmunzelz oder sogar Lachen lassen. Allerdings habe ich auch kein Problem damit, ein lustiges BUch über Gott und den Teufel zu lesen. Sehr religiöse Menschen dürfte deshalb wohl hier und da (und besonders am Ende?) das Lachen eher im Hals stecken bleiben. Auch manch anderem Leser dürfte eventuell diese Art Buch nicht gefallen, da es doch eher skuril-ulkig ist.Genau dies hat mir aber an diesem Buch so gefallen. Eher zäh fand ich die Diskussion über einzelne Bibelpassagen, die mir zum Teil auch gänzlich unbekannt waren und so ganz schlüssig waren mir dann auch nicht die daraus resultierenden Gedanken von FRau Bengtsson. Obwohl der Grundgedanke der Frau Bengtsson schließlich antreibt, natürlich klar ist, Frau Bengtsson ist schwer enttäuscht von Gott und deshalb beginnt sie so zu handeln, wie sie dann handelt und das Buch nimmt wieder an Fahrt auf.

Alles in allem ein sehr erheiterndes Buch, dass mich, wie schon in der Leseprobe vermutet, etwas an Arto Paasilinna erinnert. Empfehlenswert für alle Leser, die sich gern auf skuril-humorige Art unterhalten lassen wollen und den nicht so religiösen Blick auf Gott und den Teufel zu lassen können. Es ist einfach ein lustiges Buch mit einem kleinen göttlichen Augenzwinkern.