Gott und Teufel im aufgeklärten Skandinavien

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takabayashi Avatar

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Frau Bengtson ist eine kinderlose schwedische Ehefrau von 38 Jahren. Ihr Leben ist das einer Modell-Hausfrau im Fünfziger Jahre-Stil: Wohnung putzen, Essen kochen, sich schön machen und auf den Ehemann warten. Ach, und da gibt es noch etwas: Kurse besuchen (meistens etwas mit K, wie z.B. Kalligraphie) und viel lesen - von Jackie Collins bis Goethe. Denn so lange dauert das Putzen und Kochen nicht, da bleibt viel Zeit. Gestorben ist sie aufgrund einer Fehlkonstruktion der Massagedüsen in ihrer Luxusbadewanne Made in China. Die haben ihre Haare angesaugt und sie unter Wasser gehalten, bis sie ertrunken ist ... wenn Gott nicht zufällig darauf aufmerksam geworden wäre und sie wieder ins Leben zurückgeholt hätte, da er noch andere Pläne für sie hat. Sie weiß, dass sie tot war, Gott weiß es, ein paar Engel wissen es - und der Teufel weiß es.
Und flugs fährt er in die mausgraue Nachbarin, die elternlose Theologiestudentin Rakel, die von Frau Bengtsson etwas bemuttert wird. Denn der Teufel ahnt, dass die bis dato eher unreligiöse Hausfrau nach diesem Todeserlebnis sehr anfällig für den Glauben an Gott sein wird und das will er mit allen Mitteln vereiteln. Die Wiederauferstandene fängt gleich mit der Bibellektüre an, stößt dabei auf Unklarheiten, die sie sich von der Theologiestudentin erklären lässt und ihre anfängliche Begeisterung für Gott schlägt ziemlich schnell in Misstrauen und sogar Hass um, ohne dass der Teufel viel dazu beitragen müsste.
Frau Bengtsson beschliesst, alle zehn Gebote zu brechen, weil sie später doch lieber in der Hölle als im Himmel landen möchte ...
Was sehr amüsant und schwungvoll beginnt, ähnelt im mittleren Teil manchmal eher einer theologischen Abhandlung, so dass ich zwischenzeitlich schon die Befürchtung hegte, dass Caroline L. Jensen unter dem Deckmantel der Satire eher eine Werbeschrift für die christliche Religion verfassen wollte. Das war es dann aber doch nicht, im Gegenteil: strenggläubige Christen dürften sich von diesem Roman eher abgestoßen fühlen. Was der Anfang versprach, konnte der Roman nicht halten, der sich teilweise doch etwas zähflüssig liest und gewaltig an Schwung verliert. Eine nicht recht gelungene Umsetzung einer an sich originellen Idee.