Sehr schade

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monerl Avatar

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Frau Bengtsson stirbt wegen einer unüberlegten Dummheit in ihrer Badewanne. Sie ertrinkt. Und da Gott rein zufällig zur gleichen Zeit in Frau Bengtssons Lebensbuch liest und dieser "schusselige" Tod einfach nicht in seine Planung für Frau Bengtsson gepasst hat, gibt er ihr eine zweite Lebenschance und spult ihre 38 Sekunden Tod zurück. Folgendes hatte mich sofort für das Buch eingenommen:

"Arme, kleine, geliebte Kreatur. Oi, oi, oi. Wie dumm! Dann öffnete der Herr den Mund und flüsterte dem toten Körper etwas ein. Überall im Himmel konnte man es als sanften Gotteshauch vernehmen, und die Engel seufzten vor Freude, als der lebensspendende Wind sie streichelte."

Frau Bengtsson versucht auf eigene Art und Weise das Erlebte zu verarbeiten. Auch ihrem Mann erzählt sie von ihrem Tod, der dies natürlich nicht richtig glauben kann und es als eine Ohnmacht abtut. Trotzdem repariert er die Badewanne:

"Er hatte seine geliebte kleine Frau nicht verloren und würde dies auch nicht tun, jedenfalls nicht wegen einer lausigen, fehlkonstruierten Massagewanne aus China."

"Ihr Hass auf Gott begann in kleinen, zaghaften Schritten." Warum? Was ist dies für ein gotteslästerlicher Plan, der sogar den Engel Nr. 1 so tief erschüttert?

Nach der Lesebprobe hatte es sich abgezeichnet, dass dies eine Geschichte wird, die auf sehr humorvolle Art das Thema "Gott und seine Schöpfung" behandelt. Auf die Idee und ihre Umsetzung war ich sehr gespannt.
Leider war die erste Euphorie sehr schnell verflogen. Der Humor war in den ersten Kapiteln zurückgeblieben. Lediglich gab es zum Schluss noch ein paar Situationen, die mich schmunzeln oder auch mal auflachen ließen.

Frau Bengtsson, die durch ihren Tod zum Glauben zurückgefunden hatte, suchte nun aktiv nach Gott und ihrem Weg zu ihm. Sie fühlt sich von ihm verlassen und nicht richtig wahrgenommen. Warum hat er ihr ein zweites Leben gegeben, wenn sie ihn nicht interessiert? Enttäuscht darüber beschließt sie, Antworten bei ihrer Nachbarin und Pastorenanwärterin Rachel zu suchen, die jedoch, weil der Teufel in sie gefahren ist, Frau Bengtsson auf dem antichristlichen Weg mit Endziel "Hölle" unterstützt. Frau Bengtsson will ohne Reue gegen alle 10 Gebote verstossen, um sich an Gott zu rächen.

Es folgt ein seitenlanger Disput über das Alte Testament und den Sinn von christlichem Glauben. Ich persönlich hatte das Gefühl, dass die Autorin selbst nicht weiß, zu welchem "Lager" sie gehören möchte. Ist sie für oder gegen die Kirche, den Glauben, die christliche Lebensart, die katholische oder protestantische Ausrichtung? Es wird nicht deutlich. Nur ein hin und her, dass mir irgendwann zu anstrengend wurde, da kein richtiger Sinn dahinter steckte.

Die Entwicklung der Hauptfigur war leider nicht so richtig gelungen. Ich muss zugeben, dass mir die Randfigur des Ehemanns, Herrn Bengtsson, im Laufe des Buches mehr ans Herz gewachsen ist als seine Frau, um die es ja eigentlich ging.

Die Idee des Buches finde ich grandios. Es hätte ein richtig gutes und humorvolles Buch werden können. Leider hat die Autorin ganz schnell den Abzweig dazu verpasst.

Ich vergebe 3,5 Sterne, da es kein schlechtes Buch ist. Das Ende war für mich doch überraschend und riss die Geschichte noch einmal zum positiven herum. Dafür der halbe Stern.