Ultimativ unchristliches Benehmen

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kimvi Avatar

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Frau Bengtsson ist eine Vorstadthausfrau, die ihren Haushalt, bis auf eine geheime Ecke, vorbildlich in Ordnung hält. Die Zierkissen auf dem Sofa sind stets akkurat ausgerichtet, frische Schnittblumen lockern das Bild auf, die Spüle glänzt und an seinem wohlverdienten Feierabend darf sich Herr Bengtsson auf eine liebevoll zubereitete Mahlzeit freuen. Nach neunzehn gemeinsamen Jahren ist die Ehe der beiden noch immer harmonisch. Das wäre sicher auch noch lange so weitergegangen, wenn es da nicht diesen schicksalhaften Dienstag gegeben hätte. Denn an diesem stinknormalen Tag stirbt Frau Bengtsson, durch einen äußerst dummen Zwischenfall in der Wanne. Achtunddreißig Sekunden lang ist sie tot. Gott beobachtet ihren Tod und beschließt, dass es für Frau Bengtsson noch nicht zu Ende sein soll. Er haucht ihr das Leben wieder ein. Nach diesem Erlebnis beginnt die Hausfrau sich intensiv mit Gott und der Bibel zu befassen. Sie beschließt eine gute Christin zu werden und hält nach weiteren göttlichen Zeichen Ausschau. Als diese ausbleiben fühlt Frau Bengtsson sich vernachlässigt. Sie beginnt Gott herauszufordern und bricht ein Gebot nach dem anderen. Satan lehnt sich entspannt zurück und beobachtet amüsiert das Treiben.... **Meine Meinung Das Cover passt hervorragend zum Buch. Der teuflische kleine Kanarienvogel, dem man übrigens auch zu Beginn der einzelnen Kapitel begegnet, stimmt auf eine herrlich skurrile Geschichte ein, die man auf keinen Fall zu ernst nehmen darf. In einem lockeren und humorvollen Schreibstil schildert die Autorin das Geschehen. Man kann sich dabei ganz entspannt zurücklehnen und die höchst skandalösen Vorgänge verfolgen. Frau Bengtsson ist eine sehr sympathische Hauptprotagonistin. Sie hat zwar gewisse Eigenarten, doch diese lassen sie menschlich und äußerst lebendig wirken. Trotz all ihrer bösen Vorsätze, sich nicht länger von Gott ignorieren zu lassen und seine Aufmerksamkeit zu erringen, merkt man, dass sie das Herz auf dem rechten Fleck hat. Obwohl man ihre Handlungen natürlich nicht nachvollziehen kann, macht es Spaß, ihre skurrilen Einfälle zum Brechen der zehn Gebote zu beobachten. Genau wie bei der Hausarbeit, geht Frau Bengtsson dabei sehr systematisch vor. Selbst der Satan, der mittlerweile die Gestalt der gottesfürchtigen Nachbarin übernommen hat, kann vor diesem Einfallsreichtum nur den Hut ziehen. Temporeich stolpert Frau Bengtsson von einem Gebot zum nächsten und sorgt mit ihren Bemühungen dafür, dass man beim Lesen unwillkürlich schmunzeln muss. Doch leider zieht sich diese herrlich lockere Erzählkunst nicht durch die gesamte Geschichte. Denn wenn Frau Bengtsson gemeinsam mit ihrer vermeintlich bibelfesten Nachbarin, die nun ja aber vom Satan besessen ist, über die Bibel und Gott diskutiert - dann kann es zuweilen schon mal etwas ausufern und damit auf Dauer langweilig wirken. Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen allerdings sehr gut unterhalten. Denn ich habe eine skurrile Handlung erwartet, die mit einem Augenzwinkern erzählt wird, und das wird bei diesem Buch erfüllt. Eine überraschende Wendung zum Ende der Erzählung, konnte mich über die ausufernden und langatmig wirkenden Diskussionen im Mittelteil hinwegtrösten. Ich vergebe begeisterte vier von fünf Bewertungssternen und empfehle das Buch gerne an Leser weiter, die eine skurrile und humorvolle Geschichte zu schätzen wissen und sich nicht daran stören, dass hier ein biblisches Thema auf die Schippe genommen wird.**