Alter schützt vor Morden nicht

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justm. Avatar

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Ähnlich, wie schon die gesichtslose Person auf dem Cover, versucht auch Protagonistin Hornclaw durchs Leben zu gehen: nämlich unauffällig. Kein Wunder, ist sie doch seit vielen Jahren Profi-Killerin oder wie sie sich ausdrückt: Spezialistin in Sachen Schädlingsbekämpfung. Da ist Unauffälligkeit natürlich von Vorteil. Und die, die mit dem Alter kommt, kommt ihr da gerade recht. Aber mit dem Alter kommen auch Gebrechen. Und noch viel schlimmer? Ein Gewissen!

Die südkoreanische Autorin Gu Byeong-Mo erzählt in "Frau mit Messer" die Geschichte einer der außergewöhnlichsten Figuren, die mir je in einem Buch untergekommen ist. Nämlich die einer alternden Mörderin.
Das verspricht an sich jede Menge Spannung, ist dann aber viel mehr eine soziale Kritik über den Umgang mit alten Menschen und Frauen im Allgemeinen, sowie eine Art Lebensgeschichte einer Frau, die trotz der Umstände, versucht hat das Beste aus ihrem Leben zu machen.
Spannung kommt erst im action-geladenen Finale auf. Aber da ist es beinahe schon ein wenig zu spät.

Damit möchte ich nicht sagen, daß das Buch langweilig ist.
Das ist es nicht.
Es ist nur einfach anders und unterscheidet sich durch Erzählstil und Setting von den vielen nordischen, englischsprachigen und auch deutschen Krimis und Romanen. Das ist entweder Gewöhnungs- oder eben doch Geschmackssache.

Ich für meinen Teil bin da ein wenig zwiegespalten: Hornclaw an sich ist eine wahnsinnig interessante Hauptfigur und auch ihre Lebensgeschichte ist ganz sicher nicht langweilig.
Dennoch fand ich Schreibstil und Erzähltempo nicht packend genug. Und auch der Witz, mit dem das Buch beworben wird, ist eher unterschwellig und nichts, was das Buch für mich wirklich interessanter machte. Die weniger als 300 Seiten waren trotzdem halbwegs schnell gelesen.

Liebhaber "asiatischer Romane" werden sich hier sicherlich bestens unterhalten fühlen.
Alle Anderen? Die müssen halt schauen inwiefern schon Gewöhnung herrscht bzw. der Geschmack getroffen wird!