KillerOmi

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klopfer Avatar

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In diesem Buch erfährt der Leser mehr über einen Berufszweig, der sowohl in vielen Filmen, Serien und auch Büchern, besonders in der asiatischen Literatur, wie mir auffällt, vorgestellt wird.
Die professionellen Mörder, Auftragsmörder. Gewöhnlich sind es junge Männer, die schnell in der Masse untergehen können, aber sehr gut ausgebildet sind und enorme Fähigkeiten besitzen.
Warum nicht auch mal eine Frau diese Position einnehmen lassen?
Dieses Buch handelt von Hornclaw, so ihr Spitzname. Sie ist seit Jahren in der Branche, ohne feste Familie, Freunde oder sonstiges. Sie ist dort eher durch Zufall gelandet und eine wahre Rarität, nicht nur, weil sie eine Frau ist, nein, der Leser steigt in die Geschichte zu einem Zeitpunkt ein, indem sie eigentlich schon in Rente gehen könnte. Sie hält sich fit, nimmt immer noch Aufträge an und geht in der Masse gekonnt unter, doch mit dem Alter und einer ausschlaggebenden Situation kommen die Bedenken und Probleme, die Gefühle. Sie wird weicher und verliert etwas von ihrer Härte.
Genau dieser Vorgang wird dem Leser durch mehrere Situationen vorgestellt.
Da gibt es den Unfall, die Untersuchung im Krankenhaus, der alte Mann im Viertel, der junge neue Auftragsmörder in ihrer Firma, den sie ab und zu dort sieht und ihre eigenen Gedanken bei Interaktionen mit "normalen" Menschen.
Hornclaw bietet nur beschränkten Einblick in sich. Sie wirkt auf den Leser verschlossen, reserviert, kontrolliert und bedacht, gleichzeitig erhascht man Einblicke in ihre tieferen Gedanken und neu entdeckte Sehnsüchte. Sie wird genauso dargestellt, wie man sich einen Auftragsmörder vorstellt.

Gerade das bereitete mir allerdings einige Probleme. Durch die kurzen Einsichten, die oberflächlichen Einsichten fiel es mir schwer eine Verbindung zu der Geschichte aufzubauen. Eine emotionale Bindung ist im Angesicht des Jobs auch nicht möglich, allerdings hätte ich mir, durch das "Aufweichen" von Hornclaw, etwas mehr Zugang erhofft. Viele Szenen waren für mich zu kurz und die Perspektivwechsel zu schnell, als das ich sagen könnte die Geschichte ist rund.
Der Wandel des Charakters ist dennoch zu spüren und im Buch zu verfolgen.

Wie man sieht bin ich bei dem Buch sehr zwiegespalten. Es hat mir gefallen, gleichzeitig fehlt mir etwas und es fühlt sich auch nach dem Ende noch viel zu wenig an. Ich bin hin- und hergerissen.
Der Schreibstil, die konstruierte Stimmung, das Ausblenden, erzeugen von Unschärfe, sowie einem grauen, trüben und leicht feuchten Setting, mit Ausnahme des Krankenhauses (dies fühlte sich plötzlich warm und freundlich an), weisen für mich die Charakteristika auf, die ich an Büchern dieser Thematik so sehr schätze, die mich auch an andere Bücher von ebenfalls koreanischen Autoren erinnern.

Vielleicht fehlt durch die Doppelübersetzung etwas. Ich weiß es nicht.
Ich würde das Buch trotzdem empfehlen, da es thematisch einen ungewöhnlichen Ansatz hat und ich die Vorstellung einer Auftragsmörder-Omi sehr interessant und gewagt finde.
Kleine Punkte, die mich stören, stören vielleicht auch nur mich. Findet es selbst heraus.