Messerscharf

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singstar72 Avatar

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Koreanische Autoren, gerade der jüngeren Generation, sind unerschrocken, direkt, und bisweilen unkonventionell in der Themenwahl. Das sah man schon bei Kim Un-Su und Kim Young-Ha (bei denen es im übrigen auch um Auftragsmörder ging - ein nationales Thema...?) Mit Gu Byeong-Mo begegnet dem Leser nun eine weibliche Autorin, die auch noch eine Frau, zudem eine alte, zur Killerin macht.

Hornclaw ist 65, und an diversen Anzeichen merkt sie, dass sie das Töten wohl langsam an den Nagel hängen sollte. Aber was dann? Mit ihrem Hund spazieren gehen? Eine Hähnchenbraterei eröffnen? (Dem Buch mangelt es durchaus nicht an schwarzem Humor!) Doch das Leben übernimmt die Entscheidung für sie. Sie fasst Zuneigung zu einer Familie, und ausgerechnet das wird für sie zum Verhängnis. Das ansonsten eher gemächlich erzählende Buch wird im letzten Drittel rasant, und hat einen blutigen Showdown zu bieten.

Das Buch ist durch und durch ungewöhnlich, und lässt sich so leicht in keine Schublade stecken. Teils Lebensgeschichte, teils Drama, teils Thriller, überrascht es mit einem unkonventionellen Handlungsverlauf. Sehr schön ausgedacht sind auch die Details: in Hornclaws Welt haben Killer Agenturen, Mentoren, und sogar Vertragsärzte...! Gleichzeitig gibt es emotionale Momente: beispielsweise die Versorgung ihres Hundes, oder das Essen eines vollreifen Pfirsichs.

Schade nur, dass die Sprache ein wenig holperig, manchmal flapsig daherkommt. Es handelt sich um keine (!) direkte Übersetzung aus dem Koreanischen, sondern aus dem Englischen, was natürlich für unbeabsichtigte Verfremdungen sorgen dürfte. Scheinbar gibt es in Deutschland nicht genügend Übersetzer für Koreanisch, was allerdings spätestens seit Han Kang ein Unding ist.

Insgesamt dürfte das Buch solche Leser ansprechen, die Lust auf skurrile Charaktere, tragische Lebensgeschichten und ein wenig harte Action haben.