Zwischen Leben und Tod kommt das Alter

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merkurina Avatar

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Ich kann mich nicht gut an frühere Lektüren koreanischer Romane erinnern, obwohl ich einige las. Aber an einige koreanische FIlme erinnere ich mich gut - gemeint ist stets Südkorea natürlich. Und der Eindruck, den diese Filme bei mir hinterlassen haben, deckt sich durchaus mit dem leicht irritierenden Eindruck von "Frau mit Messer". Das menschliche Miteinander bzw. der Lebensstil haben jeweils
häufig in meinen Augen etwas schräge Konstellationen, die Figuren sind psychologisch eher spärlich ausgefeilt, ihr Wesen wirkt unterkühlt. Zugleich ist das Miteinander auch ein ordentliches Gegeneinander, der Übergang vom Leben zum Tod wird häufig wenig zimperlich vollstreckt.
Die "Frau mit Messer" ist eine Protagonistin, die zugleich mitten in der Gesellschaft ihren Dienst erfüllt als auch fast völlig außerhalb der Gesellschaft steht. Erst das Alter - und damit das potentielle Ende ihrer Möglichkeiten, als Auftragskillerin zu arbeiten - lässt sie etwas ins normale Leben zurückgleiten, stets unterdrückte Gefühle und Wahrnehmungen tauchen auf. Ist das eine Drohung oder ein Versprechen? Darauf antwortet ein Roman, der von harten Lebensbedingungen erzählt, überraschend zart. Wenn man sich auf dieses Buch einlassen kann, bietet es einen überraschenden menschlichen Kosmos.