Alles auf einmal ist einfach zuviel

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ilonar. Avatar

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Scout ist freie Journalistin, wegen eines neuen Auftrags beschäftigt sie sich mit dem Thema Sekte. Konkret soll sie herausfinden, ob eine amerikanische Sekte namens „Die strahlende Wiederkehr der erleuchteten Seelen“ jetzt in Australien agiert. Scout nimmt den Auftrag an und beginnt zu recherchieren. Und bekommt in diesem Zusammenhang plötzlich einen weiteren Auftrag, durch den sie ganz persönlich involviert ist. Wird sie die nötige Distanz zu ihrer Aufgabe wahren können, seitdem sie einer früheren Freundin versprochen hat, deren Tochter aus den Fängen der Sekte zu befreien. Und was ist zu tun, wenn diese sich nicht befreien lassen will?
Diese Problematik allein hätte, um ein wenig Privatsphäre ergänzt, ausgereicht, um einen spannenden und im Thema überzeugenden Roman zu schreiben.

Leider geht die Autorin andere Wege. Sie verfolgt einen zweiten roten Faden, bei dem Scout ihrer Schwester Harper, die als Lehrerin tätig ist, bei der Klärung eines unerfreulichen Vorfalls an deren Schule hilft. Im Umkleideraum der Turnhalle wurde zerschlitzte Mädchenunterwäsche gefunden, verdächtig sind verschiedene Personen und als dann auch verbotene Beziehungen zwischen Lehrern und Schülerinnen thematisiert werden, ufert der Roman aus. Auch diesem Thema hätte man in einem eigenen Roman mit detaillierter Beleuchtung der Fragestellungen und Personen sehr viel gerechter werden können.

So bleibt vorwiegend eine Oberfläche, an der die Protagonistin ein wenig kratzt, ansonsten aber vorwiegend um sich selbst kreist. Sie wirkt auf mich zu „abgedreht“, was sie in ihrer journalistischen Profession wenig glaubwürdig erscheinen lässt. Zu viele „Nebenthemen“ sind eher eine Aneinanderreihung von Banalitäten, die leider das manchmal aufblitzende Summerfeeling überlagern. Dabei hat das Prickeln zwischen Scout und dem attraktiven Polizisten Rafe noch eine gewisse Bedeutung, allemal eine Berechtigung, denn eine Prise Lovestory gehört unbedingt in ein Buch, das wie vom Verlag beschrieben „wie ein Sommerurlaub am Meer“ sein möchte oder soll.

Zwar habe ich den Roman sehr zügig lesen können, trotz einiger Längen im Mittelteil, begeistern konnte die Story allerdings nicht. Insbesondere der Schluss, der im Wesentlichen den Wochenend-Aufenthalt bei der Sekte beschreibt, ist unglaubwürdig. Insbesondere im Verhalten von Scout paart sich Leichtsinn mit Dilettantismus, professioneller Journalismus sieht für mich gerade in Krisensituationen oder –gebieten anders aus.

Um aber versöhnlich zu schließen, sei noch Scouts Kater Miau Zedong lobend erwähnt. Schon der Name lässt einen schmunzeln und sein Wesen erst recht. Die Figur dieser Katze ist der Autorin ebenso gut gelungen wie auch die landschaftlichen Beschreibungen der australischen Küstenregion mit ihren Pflanzen, ihren Tieren, den Ahnungen von Wasser und Sand, von Sonne und Unwetter, da entstehen Bilder im Kopf von Sommer, Sonne und Weite.