ein toller Reihenauftakt!

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simonef Avatar

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Ich muss zugeben, das Cover hat mich zuerst in die Irre geleitet, und ich hielt es eher für ein Mädchenbuch. Glücklicherweise habe ich mir den Klappentext doch noch genauer angesehen und wurde neugierig.

Der Ich-Erzähler Joshua ist ein aufgeweckter 14-jähriger Junge, der in seinem Leben schon zwölfmal umgezogen ist, da seine Mutter als Künstlerin ständig auf der Suche nach neuer Inspiration ist. Und nach Stationen wie Berlin, Neapel, Wien oder Hamburg verschlägt es Joshua diesmal in das kleine Nest Rottloch. Joshua ist alles andere als begeistert, und sein Bestreben, in der Schule neue Freunde zu finden, hält sich in Grenzen. Wozu auch, schließlich geht es in ein paar Monaten sicher wieder an den nächsten Ort. Doch die lokale Schule entpuppt sich als äußerst ungewöhnlich mit einem sehr freien und experimentellen pädagogischen Ansatz, und das Schuljahr startet für die Achtklässler gleich mit einer Projektwoche: Fünf Tage geht es allein ohne Handy und Erwachsene in Kleingruppen zum Wandern und Campen in den Wald. Joshua wird mit Nico, Koray, Nasrin und Nina in eine Gruppe eingeteilt. Die ungleiche Gruppe macht sich auf den Weg, und jeder hat nicht nur die nötigste Wanderausrüstung im Gepäck, sondern auch seine ganz eigenen Probleme und Geheimnisse. Die fünf unterschiedlichen Charaktere müssen sich zu einem Team zusammenfinden, und das ist angesichts der Dynamiken, die sich in Gruppen unweigerlich ausbilden, gar nicht so einfach. Und dann stoßen sie im Wald auch noch auf merkwürdige Dinge…

Sarah Welk trifft den jugendlichen Ton perfekt, und beim Lesen hatte ich tatsächlich das Gefühl, in die Gedanken- und Gefühlswelt eines 14-Jährigen einzutauchen, mit all ihren Unsicherheiten, Träumen und Ängsten. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Geschichte dazu ermutigt, hinter die Fassade anderer Menschen zu blicken und nicht vorschnell zu urteilen.

Die Autorin verwendet umgangssprachliche Satzkonstruktionen („weil da war…“) und Wortwahl, jedoch so wohldosiert und gekonnt, dass es niemals gewollt oder künstlich wirkt, ganz im Gegenteil. Der Schreibstil ist so herrlich natürlich, lebendig und voller trockenem Humor, das ich dieses Buch an einem Tag verschlungen habe. Es hat mich stilistisch an William Sutcliffe erinnert, dessen Bücher „Grüner wird’s nicht“ und „Genial normal“ ich letztes Jahr gelesen und mich dabei köstlich amüsiert habe, obwohl ich schon aus dem Alter der Zielgruppe herausgewachsen bin (und mein Sohn mit knapp 11 noch etwas jung dafür ist – aber ich hoffe, er wird sie in 1-2 Jahren ebenso begeistert lesen).

Dieser erste Band macht Lust auf mehr, und ich bin schon gespannt, wie es mit den fünfen in Rottloch weitergeht!