Verschenktes Potenzial

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leseclau Avatar

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Nachdem die Leseprobe so vielversprechend war, bin ich vom Buch enttäuscht. Zu groß sind die Themen gewählt, zu wenig sind sie genutzt.
Ein bestialischer Mörder treibt sein Unwesen. Er zerstückelt seit geraumer Zeit Menschen, die (warum eigentlich???) bisher niemand vermisst. Seine Taten fallen erst auf, als er einen Sack mit Leichenteilen verliert. Jan – ein erfahrener Profiler – und seine Kollegin Lisa beginnen zu ermitteln. Der Beginn des Buches ist fesselnd und man fühlt mit den Kommissaren mit, die auf der Stelle treten.
Ihre Ermittlungsarbeit erscheint aber zunehmend sonderbar. Sie finden zunächst keinen Ansatz, fahren am Tag etwa ein bis zwei Zeugen besuchen und grübeln dann abends bei Wein und gutem Essen in ihrer Wohngemeinschaft über den Fall nach. Eigentlich erfahren wir nur, dass sie nicht so richtig voran kommen.
Dann plötzlich der gesellschaftspolitische Auftrag des Buches: ein Ausländer soll zum Lernen in die Polizeidienststelle kommen. Es ist kein Asylbewerber sondern ein Kollegenanwärter. Nach anfänglichem Sträuben freundet man sich an. Helif wohnt dann auch mit in der lustigen Ermittlungs-WG und diese wird von ausländerfeindlichen Mitbürgern angegriffen, nachdem ein Zeitungsartikel über den angeblichen Asylbewerber erschienen ist. Dieser wird später auch noch heftig zusammengeschlagen, was unsere beiden Kommissare sehr vom eigentlichen Fall ablenkt.
Ach ja, die beiden… Was ist nur zwischen ihnen. Kollegialität? Freundschaft? Liebe? Andeutungen, dass da mehr ist, gibt es etliche. Auch die Grübeleien über ihr Leben nehmen viel Platz in dem schnell gelesenen Buch ein.
Zu viele Nebenstories? Auf jeden Fall! Aber ohne diese wäre das Buch noch „dünner“. Schlussendlich jedenfalls wird der Fall gelöst, Helif geht zurück in sein Heimatland und Jan und Lisa werden wohl weiter in ihrer ungeklärten Situation bleiben.
Schade, dass so viele Baustellen aufgemacht und die eigentlich spannenden Themen nicht entsprechend genutzt werden. Die Idee würde den Stoff für einen richtig guten Krimi hergeben.