Die Abgründe einer Freundschaft

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„Freunde. Für immer.“ von Kimberly McCreight erzählt die Geschichte der sechs besten Freunde Jonathan, Derrick, Keith, Stephanie, Maeve und Alice, die während ihrer gemeinsamen College-Zeit scheinbar unzertrennlich sind. Nach einem Zwischenfall, bei dem ein junger Mann zu Tode kommt, nimmt Alice sich aus Schuldgefühlen das Leben. Das jedenfalls glauben ihre Freunde. Zehn Jahre später kommen die fünf verbliebenen Freunde erneut zusammen, um in Jonathans Wochenendhaus in den Catskill Mountains seinen Junggesellenabschied zu feiern. Die Stimmung kippt als Keith und Derrick plötzlich verschwunden sind und die Polizei lediglich Derricks Wagen findet, auf dem Beifahrersitz eine Leiche mit bis zur Unkenntlichkeit zertrümmertem Gesicht. Vom Fahrer fehlt jede Spur. Trotz des grausamen Mordes zeigen sich die Freunde der Polizei gegenüber wenig kooperativ. Welche dunklen Geheimnisse haben sie zu verbergen?

Das Cover ist aus meiner Sicht etwas unspektakulär gehalten und passt nicht so ganz zu einem Thriller. Klappentext und Leseprobe haben mich hingegen gepackt und mich neugierig auf die Geschichte gemacht. Der Autorin gelingt es über die gesamten 368 Seiten hinweg, das Spannungsniveau durchweg hoch zu halten. Das Drama rund um die Freunde und die menschlichen Abgründen, die sich nach und nach auftun, entwickelt mit der Zeit einen regelrechten Sog und der Thriller wird so zum wahren Pageturner.
Die verschiedenen Charaktere sind allesamt detailliert ausgearbeitet und man erfährt im Verlauf der Handlung viel über die einzelnen Mitglieder der Clique. Ermöglicht wird dies durch die zahlreichen unterschiedlichen Erzählperspektiven. So wird die Geschichte abwechselnd von Jonathan, Derrick, Keith, Stephanie und Maeve sowie der ermittelnden Detective Julia Scutt erzählt. Außerdem werden auch Rückblicke aus der Sicht von Alice in die Handlung eingeflochten und es gibt Einschübe aus der Zeit zwei Wochen vor dem verhängnisvollen Wochenende in den Catskill Mountains. Durch die verschiedenen Perspektiven kann man sich als Leser gut in die einzelnen Protagonisten hineinversetzen. Je mehr man jedoch über die College-Clique erfährt, desto mehr offenbart sich die düstere, toxische Seite dieser Freundschaft, die in Teilen eher einer Zweckgemeinschaft gleicht. So wirklich sympathisch war mir daher keiner der Freunde.
Anders verhält es sich mit Detective Julia Scutt, die die Ermittlungen im Fall der beiden Vermissten Derrick und Keith übernimmt. Julia hat selbst keine einfache Zeit hinter sich und der neue Fall entwickelt sich zu einer Konfrontation mit ihrer eigenen Vergangenheit. Als Julia acht Jahre alt war, wurde ihre ältere Schwester Jane ermordet und ihre beste Freundin Bethany, die damals bei ihr war, wird bis heute vermisst. Ein Trauma, das Julia bis heute nicht überwunden hat, zumal der Tod ihrer Schwester erschreckende Parallelen zum Tathergang des aktuellen Falls aufweist.

Alles in allem ist „Freunde. Für immer.“ ein packender Thriller, der sich zu einem wahren Verwirrspiel entwickelt und durch seine überraschenden Wendungen überzeugt. An einigen Stellen wirkte die Handlung für mich allerdings etwas konstruiert und auch die Protagonisten waren mir größtenteils nicht wirklich sympathisch, sodass ich gute 4 von 5 Sternen vergebe.