Geheimnisse sorgen für geschickt ineinander verflochtene Handlungsstränge!

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jasminh86 Avatar

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Der Thriller ,,Freunde. Für immer.“ von Kimberly McCreight ist am 02.05.22 im Droemer Knaur-Verlag erschienen. Die 370 Seiten habe ich mit gemischten Gefühlen beendet, da der Inhalt zwar gut durchdacht geschrieben ist, bis zur Hälfte wurde mir persönlich jedoch ein sehr langsames und schleppendes Tempo aufgebaut. Die Geschichte kommt sehr langsam in Fahrt und hatte anfangs überhaupt keinen Thrill. Erst ab der Mitte wurde es so langsam spannend, sodass ich von einer Wendung überrascht wurde, die mir gut gefallen hat und die ich so nicht erwartet habe. Deshalb ist der Autorin das Ende meiner Meinung nach super gelungen, doch zwischendurch musste ich mich das ein oder andere Mal durch die Seiten kämpfen.

Die Protagonisten haben mich die ganze Zeit über gar nicht überzeugt, ich empfand die hochnäsige Clique als äußerst unsympathisch. Es lag nicht einmal an dessen Geheimnis aus ihrer Vergangenheit, sondern das Verhalten jedes Einzelnen fand ich oftmals schon zu unglaubwürdig. Diese Freunde-Gruppe, die sich auf eine freundschaftliche Weise so innig liebt, hat überhaupt kein Gewissen, was unter anderem dazu beigetragen hat, dass bei mir kein einziger mit Sympathie punkten konnte. Auch im weiteren Verlauf wurde mir diese Eigenschaft bestätigt, was ich nicht mehr als Verdrängung hinnehmen konnte. Die Atmosphäre war in der Gruppe von Anfang an sehr angespannt, die Gründe waren schnell zu durchschauen. Ein Klischee hat das nächste gejagt und als Jonathans’ Verlobter plötzlich auch noch mit Anwesenheit glänzte, wurde die Anspannung im Wochenendhaus immer größer. Doch der Gewinner der unsympathischsten Charaktere war der Künstler Finch, der sich selbst zur Gesellschaft eingeladen hat und von Anfang an regelmäßig für Aufruhr zwischen den Freunden gesorgt hat. Auch der Sohn eines Bauunternehmers hat mit seinem widerlichen Verhalten nicht gegeizt. Es geht um ein Geheimnis aus der Vergangenheit, welches unter der Gruppe ausgeschwiegen wird, Drogen, Geldschulden und weitere unüberlegte Taten der Protagonisten, weshalb sie sich am angeblichen Junggesellenabschied immer mehr und tiefer in den Abgrund stürzen. Besonders die unüberlegten Aktionen haben dafür gesorgt, dass diese, welche zu der höheren Schicht der Gesellschaft gehören, total unglaubwürdig rüberkamen.

Obwohl das Buch abwechselnd aus der Sicht von Jonathan, Derrick, Keith, Stephanie, Maeve und Detektive Julia Scutt geschrieben wurde, konnte ich die Gedanken und Handlungen der Freunde nicht folgen oder nachvollziehen. Sie waren für mich außerdem zu flach und unglaubwürdig. Bei Detektive Julia Scutt sah es dagegen öfter anders aus, da sie für mich authentischer rüberkam. Obwohl sie herausfinden muss, was an dem Unfallort geschehen ist, wird sie von dem Mord an ihrer Schwester aus der Vergangenheit eingeholt. Obwohl es Parallelen zum aktuellen Leichenfund und dem ihrer Schwester gibt, versucht sie keinen Zusammenhang zu konstruieren. Doch es gelingt ihr nicht immer und kleine Details verraten ihr den wahren Mörder. Im Nachhinein kann ich mich ebenfalls an diese Details erinnern, denen ich jedoch keine allzu große Aufmerksamkeit geschenkt habe.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, jedoch nichts Besonderes. Die ganze Geschichte wird eher oberflächlich geschrieben, doch die ineinander verflochtenen Handlungsstränge empfand ich als sehr gelungen. Diese kamen wie erwähnt leider erst ziemlich spät, sodass ich vorher größtenteils mit den einzelnen Gedanken der Freunde gefüttert wurde. ,,Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast!“, dieser Satz spielt eine wichtige Rolle bei den fünf, den sie jahrelang erfolgreich ignorieren konnten. Doch plötzlich sollen diese Worte die Wahrheit ans Licht bringen und es wird immer deutlicher, dass die Freundschaft zwischen den jungen Menschen weitaus mehr verbindet als Sympathie füreinander. Wer hier die Wahrheit sagt und wer Dreck am stecken hat, hat deshalb für ein rasantes Finale gesorgt. Mehr als drei Sterne kann ich für den Gesamtinhalt trotzdem nicht vergeben. Die Geschichte ist keinesfalls schlecht, ein Highlight war sie wiederum auch nicht. Für mich war es insgesamt zu ruhig, kaum Spannung und zu viele Längen, die einfach nur die Seiten gefüllt haben.