Mit Klischees aufräumen - F+ geht doch!

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Ole Liebl Sachbuch "Freunde lieben" behandelt eine spannende und hoch aktuelle Frage: Können "sexuelle Freundschaften" - wie er sie nennt - funktionieren? Verliebt sich immer eine Person früher oder später? Oder bleibt die Verbindung doch oberflächlich?
Mit einer bewundernswerten Tiefe recherchiert und behandelt Ole Liebl immer wieder mit Rekurs auf verschiedene wissenschaftliche Studien und Theorien das Thema. Besonders gut hat mir daher gefallen wie differenziert und vielfältig - Sex und Liebe im Kapitalimus, geschlechtsspezifische Ungleichheiten, Machtstrukturen usw. - er die Themen Freundschaft, Liebe und Sex behandelt.
So wissenschaftlich und differenziert die Behandlung der Thematik, so trocken war teilweise aber auch die Darstellung. Einige Kapitel sind sehr langatmig und überladen mit Theorien. Ein etwas "lockerer", mehr anekdotenhafter oder beispielhafter Sprach- und Schreibstil hätte ich mir an einigen Stellen gewünscht. Etwas mühselig fand ich auch die vielen Verweise auf die "Anmerkungen" im Anhang. Dort fanden sich zwar nochmal sehr viele interessante Ideen und Zusammenhänge, so aus dem Kontext gerissen (immer blättern hätte den Lesefluss zu sehr unterbrochen) konnte ich jedoch leider nichts damit anfangen.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Ich nehme einige interessante Gedanken und "Aha"-Erlebnisse mit, fand den Schreibstil aber teilweise etwas anstrengend.