Miller, Andrew - Friedhof der Unschuldigen

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estha Avatar

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Die Prosa des Autors ist wirklich ungewöhnlich: elegant, zum Teil poetisch, stellenweise sachlich, so dass es gefühllos wirkt, dann wiederum tatsächlich sinnlich, wie es auch in der Beschreibung steht. Schwer einzuschätzen: sein Stil hat was besonderes - das auf jeden Fall, und es ist kein Buch, dass man mit vergnüglichen Leichtigkeit verschlingt.
Ich fand auch nicht, das der Roman flüssig und leicht vor sich hin lesen lässt, aber stimmig in seiner Eigenart war der auf jeden Fall.
Wie man sieht: fehlt mir die Beschreibung des Stils des Autors schwer. Ich kann allerdings gut nachvollziehen, aus welchen Gründen sein Roman "Friedhof der unschuldigen" den Costa Award für seinen Roman erhielt. Dass das Buch auch als das Beste Buch des Jahres 2011 ausgezeichnet wurde, überraschte mich eher.

Mir hat der Roman nur bedingt gefallen. Die Geschichte, auf der die Handlung basiert, fand ich ausgesprochen interessant, hätte mir gewünscht, dass es noch mehr Details darüber geben würde. Aber im Vorwort zu dem Roman und in dem Interview mit dem Autor, das ebenfalls als Vorwort zu lesen ist, gibt es einige zusätzliche Informationen zu der Geschichte der Beseitigung des Friedhofs, den es tatsächlich in der Rue de la Lingerie gegeben hat. Der Autor vermischte in seinem Werk "das Tatsächliche mit dem Erfundenen". Die Stärke des Romans liegt wohl darin, dass Andrew Miller mit der Geschichte des Ingenieurs Barett zeigen wollte, dass man den Mut bedarf, um Neues zu erschaffen, dass das Alte erst eingerissen werden sollte, bevor das Neue entstehen kann.

Mir persönlich fehlte das Gefühlsmäßige in dem Roman, die Tiefe der Handlung, die Lebendigkeit und die Emotionen. Es kam mir ein wenig trocken vor, obwohl der Versuch den Protagonisten Leben einzuhauchen durchaus da war. Die Charaktere ließen mich größtenteils kalt, auch wenn einige davon durchaus sympathisch waren, wie zum Beispiel der Organist Armand. Leider, reichte es nicht aus, um mich ganz und gar in der Geschichte zu verlieren. Nichtsdestotrotz habe ich das Buch mit einem gewissen Interesse gelesen.

Es ist ein Roman, der in der Reihe der gewöhnlichen durchschnittlichen Unterhaltungsliteratur auffällt.