Eine Freundschaft wie unter Schwestern

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buchkathi Avatar

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4 Freundinnen, 1 ambitionierte, weltoffene Lehrerin, 2 unglückliche Lieben und die allgegenwärtige Suche nach dem eigenen Glück zur Zeit der Jahrhundertwende. Das klingt nach Durcheinander? Nein, das lässt auf eine wunderschöne Geschichte hoffen, in deren Mittelpunkt 2 Frauen stehen.
Eine der beiden ist die Grafentochter Nora, die von ihrem Bruder Henry auf das Pensionat am Holstentor geschickt wird, um sie auf die Gesellschaft und ein späteres Leben als Ehefrau vorzubereiten. Dort findet sie nicht nur 3 gute Freundinnen, die für sie wie Schwestern sein werden, sondern auch die junge Lehrerin Gesche Petersen. Sie ist die zweite Hauptperson in dem historischen Roman, die sich für Frauenbildung und Mitbestimmung für die Mädchen einsetzt. Gemeinsam mit den beiden Protagonistinnen erleben wir, wie die damaligen Konventionen die Möglichkeiten der Mädchen und Frauen einschränkten und wie sehr sie in ihren eigenen Träumen beschnitten werden. Denn die beiden träumen jeweils von einem Mann, der so gar nicht ihrem Stand entspricht, den sie aber über alles lieben. Während es bei Gesche der Graf Henry – Noras Bruder – ist, der für sie unerreichbar bleibt, auch wenn er ihre Gefühle erwidert, so liebt Nora ihren Kindheitsfreund Karl, der zunächst als Stallbursche und dann als Werftarbeiter seinen Lohn verdient.
Die Sprecherin des Hörbuchs, Jana Kozewa, schafft es mit ruhiger Stimme und Betonungswechseln sofort eine Verbindung zwischen Hörer und Protagonisten herzustellen. Die Mädchen eher heiter, schnell und hektisch und Gesche eher ruhig und bedacht, so kann man jederzeit erkennen, um wen es gerade geht und findet leicht Zugang zu der Geschichte. Ich mochte es besonders, dass sowohl Nora als auch Gesche versuchen, die Rechte der Frauen zu stärken und sich nicht von den Konventionen unterkriegen lassen. Und es ist eine Freude zuzuhören, auf wie unterschiedliche Weisen sie das tun, wobei mal die eine und mal die andere mit ihren Methoden erfolgreicher ist. Und das alles ist passend zu der damaligen Zeit. Denn das Buch schafft es perfekt, den Zeitgeist zur Jahrhundertwende einzufangen, in der Frauen ohne jegliche Aufklärung in die Ehe eingingen und deren Bildung als reine Zeitverschwendung angesehen wurde. Doch weil das die vier Freundinnen und ihre Lehrerin so ganz anders sehen, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel und unterstützen sich, wo es nur geht, sodass es eine wahre Wonne ist, dieser Freundschaft zuzuhören.
Ich bin restlos begeistert von dieser Geschichte und hoffe auf weitere tolle Freundschaftsgeschichten und mehr Happy Ends für die Liebe über gesellschaftliche Schichten hinweg. Daher freue ich mich schon auf Band 2 und kann bis dahin den ersten Teil hier nur wärmstens empfehlen.