Gelungener Auftakt

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meinekleinebüchersucht68 Avatar

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Das Pensionat am Holstentor „Frühlingstöchter“ von Anna Perbandt ist der Auftakt ihrer zweiteiligen Holstentor-Reihe. Allein der Klapptext weckte meine Neugierde und von da an wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte.

Der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin hat mich von Anfang an begeistert und zog mich regelrecht in seinen Bann. Seite für Seite flog ich quasi nur so durch die Geschichte. Was aber nicht nur an dem bildhaften Erzählstil lag, sondern auch an den authentischen und lebensnahen Charakteren. Ganz egal, wenn ich hier herausnehmen würde, sie waren mir allesamt sympathisch, selbst Dorothea Eggert gehört dazu. Dazu gesellte sich auch noch die detaillierte und sehr gut beschriebene Kulisse Lübecks und des Pensionats. Mein Kopfkino lief auf Hochtouren.

Die Handlung ist die Geschichte über ein Lübecker Pensionat in das die 16jährige Eleonore „Nora“ von Jagow muss. Allerdings ist sie von dieser „Zwangseinweisung“ ganz und gar nicht begeistert, denn nichts liebt sie mehr als ihr Zuhause, ihre Pferde und ihren Freund Karl. Doch die Freundschaft zu Karl ist für Noras Bruder Henry ein Dorn im Auge, da dieser „nur“ der Sohn seiner Köchin ist und zudem als Stallbursche bei ihm arbeitet. Nora soll einen standesgemäßen Mann bekommen, aber bevor es soweit ist, soll sie lernen, sich damenhaft zu verhalten. Im Pensionat trifft sie auf die gleichaltrigen Mädchen Fanny, Lotte und Agnes. Die drei kommen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen, was einer Freundschaft aber nicht im Wege steht. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn bald werden die vier unzertrennlich sein. Zeitgleich mit Noras Einzug fängt auch die neue Lehrerin Gesche Petersen an, allerdings finden ihre modernen Lernmethoden bei Schulleiterin Eggert weniger Anklang. Wird Gesche Petersen sich anpassen? Wie wird es mit Nora und den drei anderen Mädchen weitergehen?

Anne Perbandt hat einen unterhaltsamen Roman über das Leben im Pensionat geschrieben, aber nicht nur das. Sie lässt den Leser auch daran teilhaben, wie wertvoll Freundschaften sein können. Ganz gleich welcher Herkunft oder Vergangenheit jemand hat. Zudem hat die Autorin hat die damalige Zeit perfekt wieder gespiegelt. Der Leser spürt, dass die Frauen mehr wollen als nur Ehefrau, Mutter und den Haushalt führen. Sie wollen ein Recht auf Bildung und Beruf und zudem möchten sie den Menschen lieben, denn sie wollen und nicht was die Gesellschaft vorschreibt. Zudem gefiel mir die wechselnde Erzählweise, wodurch ich mich besser in die Protagonisten hineinversetzen konnte. Dazu gesellten sich die zahlreichen Wendungen, auch wenn manche ein wenig vorhersehbar waren, der Lesegenuss wurde dadurch nicht negativ beeinflusst. Eher das Gegenteil war bei mir der Fall. Zu jedem Zeitpunkt wollte ich wissen, wie es mit Nora und Co weitergehen wird.

Schade nur, dass die 381 Seiten viel zu schnell ausgelesen waren. Jetzt freue ich mich auf den zweiten Teil „Das Pensionat am Holstentor – Sturmschwestern“, dass im Herbst 2023 erscheinen soll.

Ich empfehle diesen Roman sehr gerne weiter und dies nicht nur an Fans von Hanni und Nanni oder Trotzkopf.