Tolle historische Geschichte

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niniste Avatar

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Der Roman,,Das Pensionat am Holstentor - Frühlingstöchter " von der Autorin Anna Perbandt ist der erste von zwei Teilen um vier Mädchen , die sich im Lübecker Inernat für höhere Töchter kennenlernen und zu einer Gemeinschaft zusammen schmelzen.
Als die 16 jährige Grafentochter Eleonore ( Nora ) von Jagow von ihrem Bruder Henry im Frühling 1899 im Pensionat am Holstentor angemeldet wird, ist die Leiterin Frau Eggers hocherfreut. Denn die staatlichen Schulen sind inzwischen eine große Konkurrenz für die private Einrichtung und so eine adelige Schülerin bringt Ansehen und hoffentlich weitere Anmeldungen mit sich . Zeitgleich mit Nora beginnt die junge Lehrerin Gesche Petersen im Pensionat zu arbeiten. Sie ist eine modern denkende Frau, die den Mädchen mehr beibringen möchte als Handarbeiten und gutes Benehmen . Selbstbewusstsein , eigene Meinung und den eigenen Interessen und Neigungen zu folgen sind ihr für das Leben ihrer Schülerinnen wichtig. Doch das entspricht gar nicht den Ansichten von Frau Eggers.
Obwohl die vier jungen Mädchen in ihrer Art und Herkunft so unterschiedlich sind , werden sie schnell zu einer festen Einheit. Beste Freundinnen für immer, so beschließen sie ihren Bund mit , Wir, die Frühlingstöchter schwören feierlich,daß wir einander beschützen werden wie Schwestern und einander niemals im Stich lassen, so wahr uns Gott helfe".
Nora ist die Rebellische und ihre Gedanken und Gefühle platzen so manches Mal einfach aus ihr heraus. Sie ist in Karl verliebt. Doch als Sohn der Köchin auf ihrem Gut nicht aus der richtigen Gesellschaftsschicht. Fanny lebt als Waise im Pensionat als Stipendiatin, ist auf Wohlwollen der Leiterin angewiesen. Sie ist eine liebenswerte Person , die tapfer mit ihrem Schicksal umgeht.
Agnes möchte zu gerne Schauspielerin werden, doch in ihrer Familie undenkbar, dieser Traum wird womöglich nur ein Traum bleiben. Lotte ist Tochter eines Lübecker Senators, und gibt damit häufig vor den Freundinnen an. Dabei ist sie eigentlich traurig, daß ihre Familie sie ins Internat,, abgeschoben " hat, obwohl sie in der Nähe wohnt. Sie möchte im Sinne ihrer Familie eine gute Partie machen und Ehefrau sein. Bei Gesche und Henry von Jagow fliegen die Schmetterlinge, doch eine gemeinsame Zukunft ist ausgeschlossen .
Werden diese jungen Frauen und auch die Lehrerin Gesche Petersen sich ihre Träume vom Leben erfüllen können. Ihr Leben selbstbestimmt führen und mit dem Mann ihrer Wahl eine Zukunft haben, obwohl er nicht aus der richtigen Gesellschaftsschicht stammt? Wird der beschlossene Bund für immer halten können ?
Mit ihrem leichten und bildhaften Schreibstil hat Anna Perbandt mich schnell in die Welt des Pensionats und das Leben der Protagonisten entführt. Ich konnte die Straßen, engen Gassen, die typischen Häuser Lübecks und vor mir sehen. Auch die Kleider sind so schön beschrieben, daß Bilder vor meinen Augen entstanden. Die Mädchen, Gesche , Karl und auch Henry sind so liebevoll und sympathisch dargestellt, daß man sie einfach gern haben muß. Das Leben im Internat ist anschaulich und realistisch gezeichnet. Ich kann Nora, den Wildfang so gut verstehen, daß es ihr zu langweilig ist, immer im Haus zu sein und zu sticken.
Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven geschildert. Dadurch kann man sich hervorragend in alle Personen hineinversetzen. Der Fokus der Erzählung liegt auf Noras und Gesches Geschichte, aber auch die anderen Mädchen kommen nicht zu kurz .
Anna Perbandt hat mich mit dieser Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, die Seiten flogen nur so dahin. Das historische Bild der Erziehung der höheren Töchter und deren Wunsch aus den Zwängen der Gesellschaft auszubrechen, ist hervorragend ausgearbeitet.
Von ganzem Herzen empfehle ich diese wunderbare Geschichte allen weiter, die wie ich schon als Jugendliche von Trotzkopf und Hanni und Nanni begeistert waren. Auf den zweiten Teil , Sturmschwestern" , der im Herbst erscheinen wird, warte ich schon jetzt ganz ungeduldig.