Witzige Unterhaltungslektüre

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rebekka Avatar

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Endlich mal wieder ein Buch das hält, was die Leseprobe verspricht: Witzige Unterhaltung mit absurden Momenten und sympathischen Protagonisten. Humorvoll und locker schildert Jennifer Bentz die Wandlung ihrer Hauptperson Louisa von einer durchorganisierten, risikoscheuen Langweilerin zur mutigen Gestalterin ihres eigenen Schicksals. Unterstützt wird sie dabei von einer liebenswerten Chaoten-Truppe, für die Louisas Lieblingsbegriffe „Planung“ „Struktur“ und „Regeln“ Fremdwörter sind. Das Ganze spielt in Jennifer Bentz‘ Wahlheimat Mainz, wobei mir persönlich ein wenig das Lokalkolorit fehlt. Nur unterschwellig (und mit einer gewissen Schlitzohrigkeit) lässt die in der Pfalz geborene Autorin erkennen, dass sie die Überzeugungen ihrer jetzigen Mitbürger voll verinnerlicht hat: In ihrem Buch leben die öden Spießer in Wiesbaden und die fröhlichen, zupackenden, leichtlebigen Menschen (natürlich) in Mainz. Einen "Fehler" muss man ihr allerdings ankreiden: Die Wiesbadenerin Louisa hätte die Fernseh-Moderatorin Lea am Valentinstag im Restaurant nie und nimmer erkennen können. Wie die Bewohner beider Landeshauptstädte nur zu gut wissen, würden Wiesbadener lieber tot im Rhein treiben als die Abendnachrichten eines rheinhessischen Lokalsenders anzuschauen!
So unterhaltsam und locker geschrieben die Geschichte um Louisa und die witzige WG auch ist, eines stört mich doch: Die Sache mit der Cannabiszucht auf dem Balkon und dem – glücklicherweise später nicht verwirklichten – Plan, mit dem Verkauf von Haschisch das Haushaltsgeld aufzubessern. Als Mutter eines Sohnes sollte Jennifer Bentz wissen, dass dieser Stoff alles andere als harmlos ist und häufig zur Einstiegsdroge für härtere Rauschmittel wird. Damit sollte man auch in einem flott geschriebenen Unterhaltungsroman nicht spaßen.