Große Spannung mit vertanen Chancen - 4/5 Sternen

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Vorweg: Leider ist mir erst zum Ende meines Leseeindrucks aufgefallen, dass ein Richtwert von 100 Wörtern angesetzt ist und keine Mindestanzahl von 100 Wörtern. Ich hoffe, ihr seht über diesen Fehler hinweg, auch da es mein erster Leseeindruck ist.

"Später Herbst, die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Friedhofsgärtnerin Gesine Cordes ist froh, sich morgens in aller Ruhe der Grabpflege widmen zu können. So früh kommt kaum ein Besucher auf den Friedhof. Doch plötzlich hört sie Babygeschrei und findet einen verlassenen Säugling. Gesine ist entsetzt. Wer würde sein Kind einfach so im Stich lassen? In der Kälte! Gesine, die ihren eigenen kleinen Sohn bei einem tragischen Unglück verloren hat, ist erschüttert. Kurz darauf taucht die Polizei bei Gesine auf. Neben dem Friedhof wurde eine Frauenleiche entdeckt – möglicherweise die Mutter des Kindes. Bald scheint es, als ob jemand auch dem Säugling nach dem Leben trachtet. Kann Gesine diesmal das Kind retten?" (Fuchskind, Anette Wieners)

Erster Eindruck:
Spannend, gut ge- und beschrieben lädt der Auszug zum Weiterlesen ein. Das Cover passt dazu und der Titel vollendet durch eine Anspielung an den Text das Bild. Leider wurden aber auch einige Chancen vertan, was der Spannungskurve aber keinen Abbruch tut.

Covergestalltung:
Das Cover entspricht meinen Anforderungen an ein Krimi-Cover: Mystisch, Spannend und man will wissen was es mit dieser matschigen Moorlandschaft auf sich hat oder welche Leiche eventuell in dem Fluss schwimmt. Jedoch ist dies eine Form von Bild- und Schriftwahl die in letzter Zeit fast zu einem Klassiker der Krimiliteratur geworden ist: Gruselige, spannende Landschaft mit Schrift wie von einem Kind oder so, als hätte ein Mörder mit einem Messer die Buchstaben in den Leib seines Opfers geritzt. Nebenbei wird noch ein bisschen an den Farbreglern gespielt und eine verwischte Farbpalette eingebaut. Trotzdem macht das Cover Lust auf das Buch und dessen Geheimnisse. - 4 von 5 Sternen

Schreibstil:
Der Auszug ließ sich schnell und flüssig lesen. Orte und Objekte sind gut beschrieben und die Dialoge folgen einer logischen und in der Realität möglichen Abfolge. Jedoch wundere ich mich an einigen Stellen über die Wortwahl der Autorin. Wörter wie "Anziehsachen" gehören meiner Meinung nach nicht in ein Kriminalroman (eher in den Sprachgebrauch eines Kindes). Das "tuckern" des Pick-ups lass ich noch durchgehen, jedoch hätte sich hier wahrscheinlich auch noch eine bessere Alternative finden lassen können. Nervig fand ich jedoch auch, dass die ehemalige Kollegin der Protagonistin weitestgehend "Die Olbert" genannt wurde. Ich verstehe das hiermit evtl. die Rivalität und die (verborgene?) Disharmonie der beiden Charaktere dargestellt werden soll, finde aber, dass man dies nicht, in so einer Form, übertreiben sollte. -4 von 5 Sternen

Spannungsaufbau:
Der Auszug starten von Anfang an spannend und hält auch bis zum Ende die Spannung aufrecht. Leider wurden aber einige Chancen vertan, wodurch die Spannungskurve zwischendurch kurz einbricht sich aber meistens im nächsten Absatz wieder fängt. In den Dialogen fällt die Spannungskurve generell etwas, wird aber durch z.B. neue Erkenntnisse der Polizei immer wieder gehoben.
Cliffhanger, im klassischen Stil, sucht man aber vergeblich. Zwar werden immer wieder kleinere Cliffhanger eingebaut, jedoch weckt der jeweils letze (Ab-)Satz des Kapitels in mir nicht die unbändige Begierde schnellstmöglich weiterzulesen und dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Etwas, dass in mir jedoch ausgelöst hat, unbedingt weiterzulesen war die Idee des Notizbuchs. Eher etwas was ich in solchen Büchern kritisch sehe, jedoch wurde mit dem ersten Eintrag zur "Engelstrompete" die Spannung für mich in die Höhe getrieben, da dieser Eintrag auf den Text anspielt. - 4 von 5 Sternen

Alles in allem ein gutes und gelungenes Buch, das es wert ist gelesen zu werden. - 4 von 5 Sternen