Der Wein des Lebens

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regenprinz Avatar

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Der Roman, der in mehreren Episoden von besonderen Lebens- und Liebensphasen Pauls erzählt, der dabei anfangs Paolo heißt oder später auch Pauly genannt wird, hat mir gut gefallen.

Die erzählende Hauptfigur liebt manchmal Männer, manchmal Frauen, doch vor allem wird sie beherrscht von sehnsüchtigem Begehren. Das, was sein könnte, ist offenbar immer wichtiger und bedeutungsvoller als das, was ist. Erfüllung scheint so kaum jemals erreichbar.
Die Campus-Anekdote vom "Wein des Lebens" zielt ja in eine ähnliche Richtung, auch Ole Brit heißt eigentlich anders und versteckt seine wahre Identität hinter einer falschen. Kann es überhaupt eine "wahre" Identität für diese Art von Suchenden geben? Manchmal scheint es, als sei eher das ewige, still aus der Ferne begehrende, jede Handlung im Detail entziffernde Denken der Kern - die Personen wechseln, die Gefühle zu ihnen auch. Die Sehnsucht, das Begehren bleibt - und sucht und findet so bald wieder ein neues Ziel ...

Der Autor schafft es, mir sowohl Paul als auch die übrigen Figuren nahezubringen. Alle Episoden sind sprachlich schön erzählt, mit viel Gespür für feine Nuancen in den verschiedenen Beziehungen. Die gewählten Schauplätze illustrieren die Lebensphasen des älter werdenden Pauls übrigens perfekt, finde ich. Und das Konstrukt mit der Sternenzeit fand ich wundervoll!
Der allerletzte Satz hat mich dann noch wirklich verblüfft, weil da jemand auftaucht, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Chapeau für das Ende! ;-)