Die wahre Liebe findet man nur einmal im Leben.

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
suse9 Avatar

Von


Ist das wirklich so? Gibt es sie nur ein einziges Mal und alle anderen vermeintlichen Lieben sind Aufgüsse? Ein Thema, über das sich viel reden ließe. Und auch ein Buch schreiben.

Paul findet mehr als eine Liebe und der Autor André Aciman lässt tief in die Gefühlswelt des Protagonisten blicken. Offen und ehrlich gibt er dessen Emotionen preis, was mir sehr gut gefiel. Die Leidenschaft, Unsicherheit, Freude und Enttäuschung sind so greifbar dargestellt, dass das Lesen teilweise selbst leidenschaftlich war. Dennoch gefiel mir das Buch nicht so wie erhofft. Die große Stärke des Romans – sein Stil – ist auch seine Schwäche. Detailverliebtheit liegt mir eigentlich, hier jedoch rutscht sie hin und wieder in ausschweifende Nabelschau ab, die meine Geduld strapazierte. Der Protagonist verlor sich oft so sehr in seinem Selbstmitleid, dass er die Narben, die er anderen zufügte, nicht wahrnahm. Nun ist es nicht zwingend erforderlich, dass der Romanheld sympathisch wirkt, aber Pauls Verhalten und sein egozentrisches Wesen machten mich wütend. Ich genoss zwar eingestreute lesenswerte Gedanken des Autors, quälte mich aber zunehmend durch das Buch.

Der Roman wirkte auf mich wie ein mehrfach aufgegossener Tee. Während der 1. Abschnitt frisch und interessant schmeckte, verlor die Erzählung im Verlauf an Kraft und wurde schal. Da schaffte es auch der letzte Satz, der zwar überraschte und alles durcheinanderrührte, nicht mehr, den anfänglichen Genuss wiederzubeleben.