Ein echtes Lesehighlight!

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steflu Avatar

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Bereits im Januar war ich mir sicher: André Aciman ist meine Autorenneuentdeckung 2019! So sehr habe ich „Call Me By Your Name“ von ihm geliebt.

Ich war sehr gespannt, ob mich „Fünf Lieben lang“ genauso würde begeistern können wie „Call Me By Your Name“. Denn da lag die Messlatte ziemlich hoch.

Im Mittelpunkt von „Fünf Lieben lang“ steht Paul, der in fünf Geschichten und fünf verschiedenen Lebensabschnitten versucht, die große Liebe zu finden. Er begehrt, er verzehrt sich, manchmal buhlt er sogar erfolgreich um die Gunst des Objekts seiner Begierde. Trotzdem bleibt er rastlos und scheint nie komplett mit seinem Liebesleben zufrieden zu sein. 

Was liegt näher, als ein Buch mit dem Titel „Fünf Lieben lang“ anhand von fünf Gründen, warum jeder dieses Buch lesen sollte, zu besprechen? Hier folgen nun also meine fünf Gründe:

<3 Weil ich selten eine so plastische Schilderung des Lebens der New Yorker Upper Class gelesen habe. Ich habe mich buchstäblich gefühlt, als würde ich an der Seite von Paul die Upper East Side hoch schlendern. Besonders eindrücklich waren für mich außerdem die Schilderungen der „zwanglosen“ Parties in Penthäusern mit Blick über New York. Oder das Tennisspielen im Central Park. Diese atmosphärisch sehr dichten Schilderungen haben mich sogar an eine moderne Form des „Great Gatsby“ erinnert.

<3 Da ich in der ersten Geschichte zwar zunächst die Befürchtung hatte, es könnte ein Abklatsch von „Call Me By Your Name“ werden. Schließlich geht es in beiden um die erste Liebe vor dem  Hintergrund eines endlos erscheinenden italienischen Sommers. Aber das war nur die erste Geschichte. Die vier weiteren Erzählungen spielen in New York und weit später in Pauls Leben, so dass sich hier keine Doppelung ergibt. Von daher ist es ein ganz anderes Buch als „Call Me By Your Name“.

<3 Wegen André Acimans wunderbar poetischem Schreibstil. Ich kann mir vorstellen, dass der nicht jedermanns Sache ist, aber ich liebe ihn. Außerdem mag ich, wie dieser Schreibstil zwingt, aufmerksam zu lesen. Denn in Acimans Erzählungen mischen sich schnell Wunsch, Wirklichkeit und Vergangenheit. So muss man als Leser immer dran bleiben, um nicht plötzlich einen Tagtraum mit den tatsächlichen Ereignissen oder ein lange zurückliegendes Erlebnis mit der aktuellen Realität zu verwechseln. 

<3 Weil die Geschichten dort beginnen oder weitererzählen, wo die klassische Romanze aufhört. Mit der Folge, dass es kein „happily ever after“ gibt sondern eher das Portrait einer beziehungsgestörten Generation ist, die sich nicht so recht entscheiden kann, was sie eigentlich will. Also sehr realitätsnah. Eine Art erwachseneres, ernsteres „Sex & the City“.

<3 Da das gesamte Buch voller Emotionen steckt. Intensiv, tragisch, komisch - André Acimans Geschichten lasen einen als Leser atemlos und nachdenklich zurück. Hinzu kommt kommt, dass ich keinen Autor kenne, der so selbstverständlich von Homo- oder Bisexualität schreibt. Da gibt es bei ihm absolut keinen Unterschied zu einem klassischen Liebespaar.

Ihr seht, mich hat „Fünf Leben lang“ von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Das war einfach ein wahnsinnig intensives Leseerlebnis. Und eine Liebesgeschichte, in der eine Objekt der Begierde „Manfred“ heißt, muss man einfach lieben, oder?