Enttäuschend

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emmmbeee Avatar

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Paul plätschert über die fünf Liebesgeschichten in seinem Leben wie über Stromschnellen, die ihn aber nie weit tragen, sodass er bald wieder in ruhigeres Fahrwasser gerät. Schnell entflammt er für eine Person und fackelt nicht lange, sofern diese eindeutige Zustimmung zeigt. Doch bei keinem geliebten Menschen kann er lange bleiben. Dabei wäre er offen für vieles, aber der oder die jeweils Andere beendet die Liaison bald. Paul weiss auch nicht so recht, was oder wen er denn nun eigentlich begehrt: Frau oder Mann? Aber welche Frau? Welchen Mann? Er riskiert keinen Blick in sein eigenes Inneres, in dem er sich allerdings auch nicht zu Hause fühlt.
Seine Kontaktbedürfnisse sind zwar gross, doch er will vor Verletzungen sicher sein, letztlich sicher vor der ernsthaften, fordernden Liebe. Die er aber immer wieder sucht, seit seiner ersten Verliebtheit mit Zwölf. Er spürt viele Male, dass tiefe Zuneigung zu jemandem in ihm aufblüht, aber wie er damit umgehen soll, bleibt ihm ein Rätsel. Und so scheitert er wieder und wieder in dem, was ihm das Wichtigste im Leben scheint. Gefühle, die als die grössten gelten, rieseln Paul wie Sand durch die Finger. Das, was er Liebe nennt, hinterlässt bei ihm lediglich vertrocknete Krater.
Der Text ist der innere Monolog eines Mannes, der viel Zeit und Ruhe zum Nachdenken hat. Der Vergleich mit einem Endoskop drängt sich auf, das sowohl die Magen-Darm-Beschaffenheit als auch alles Unverdaute durchcheckt, um eine Diagnose erstellen zu können, warum jemand sich krank fühlt.
Besonders literarisch finde ich die Sprache nicht, auch die Spannung lässt in meinen Augen sehr zu wünschen übrig. Ich habe lange zum Lesen gebraucht, weil der Text mich nicht fesseln konnte. Besonders der Beginn scheint mir unnötig in die Länge gezogen. Vielleicht wäre dem Roman geholfen, wenn der Erzähler sich an jemand Bestimmten gewendet hätte, nicht so ins Leere hinein geschildert.
Mehrmals habe ich mich dabei ertappt, dass ich quergelesen habe. Über weite Strecken sind die Absätze zu lang, und es gibt zu wenig auflockernde Dialoge. Alles in allem recht farb- und spannungslos. Die paar pseudophilosophischen Sprüche über die Liebe (etwa "kalt erwischt") hätte fast jeder von uns genauso formulieren können. Schade um die Lesezeit!