Liebeslänglich

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wilde hummel 1 Avatar

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Die Liebe beschreiben - eine der schwierigsten literarischen Herausforderungen, weil eine Gratwanderung zwischen Kitsch, Gefühlsexibitionismus und tiefer Einsichten. André Aciman blickt in seinem Roman zurück auf 5 Liebesepisoden im Leben von Paul. Wie und warum beginnt eine Liebe, warum bleibt dennoch die Suche nach einer neuen. Paul begegnet ihr als 12-jähriger mit aller Wucht, Überraschung und Totalität, der er ihr ausgeliefert ist. Dieses erste Begehren, dieses aufgewühlt sein, dieser magnetische Sog wird sehr sensibel und schön beschrieben. Der junge Paul begegnet der Erotik, die zart und unerfüllt bleibt und dennoch von einer ungeheuren Intensität ist. Es gelingt Aciman in der ersten Episode am besten, das Entfachen einer Liebe zu beschreiben, die Faszination eines fremden Körpers und die Fantasie der Verführung. Eine der Liebesepisoden wird der Eifersucht gewidmet, die vor allem der eigenen Fantasie entspringt. Von allen Episoden sind die homophilen die überzeugendsten, die Frauen bleiben relativ unkörperlich. Ein wenig erinnert der Schreibstil an Marcel Proust Eine Liebe Swanns. Das Buch Fünf Lieben Lang ist nie fünf Lieben langweilig, allerdings fehlte mir neben der Beschreibung des Beginns einer Verführung ein wenig die Geschichte der Vergänglichkeit oder der Desillusionierung. Trotzdem ein lesenswertes Buch.