Schöne Sprache, aber leider häufig verwirrend

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miriam0000 Avatar

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Im Alter von 12 Jahren verliebt sich Paolo das erste Mal – und zwar in den wesentlich älteren Giovanni. Doch im Gegensatz zur Aussage seines Vaters, dass jeder Mensch nur einmal in seinem Leben wirklich liebt, lernt Paolo (später Paul) gleich mehrmals die Liebe seines Lebens kennen, scheitert jedoch immer wieder auf ganz unterschiedliche Weise.

In einer schönen und schlichten Sprache erzählt Aciman von Pauls fünf unterschiedlichen Liebesgeschichten, die ihm im Laufe seines Lebens von 12 Jahren bis schätzungsweise Mitte 50 begegnen. Egal ob Mann oder Frau, jede dieser Begegnungen ist so völlig anders von der anderen und prägt Paul für sein Leben. Dabei stehen die „fünf Lieben“ nicht nur in Kapiteln separat voneinander, sondern auch inhaltlich, sodass ich mir zwischendurch nicht sicher war, ob es sich wirklich um einen Lebensverlauf beziehungsweise um denselben Protagonisten, oder ob es sich wie bei Austers 4321 um unterschiedliche Lebensentwürfe handelt. Rückblicke in das frühere Leben (frühere Kapitel) gibt es kaum, auch wird manchmal dieselbe Situation aus zwei Perspektiven geschildert, was mich sehr irritiert hat.

Positiv hervorheben möchte ich jedoch die bildliche Sprache, die einen sehr schnell in das Geschehen hereinbringt. Auch die erotischen Passagen sind sehr gut beschrieben, ohne ins Abgedroschene abzurutschen. Auch der offene und natürliche Umgang der Gesellschaft mit Pauls Bisexualität hat mir gefallen.

Das Buch hat mich allerdings etwas ratlos zurückgelassen, weil mir auch jetzt die Botschaft des Autors nicht wirklich deutlich geworden ist. Dass es egal ist, wen wir lieben? Einen kleinen Bonus gibt es für das Ende, das eine gelungene Überraschung war.