Zwischen heißem Begehren und wahrer Liebe

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miro76 Avatar

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Paul entdeckt als 12jähriger, was es heißt zu begehren. Diese unerfüllte Liebe lässt ihn nie ganz los. In seinen Beziehungen sucht er danach. Er begehrt, aber liebt er auch?

Er findet eine stürmische Liebe, eine lebenslange Liebe, die er nur alle paar Jahre trifft, eine romantische Liebe und im Alter nochmal eine junge Liebe. Doch auch die bliebt unerfüllt. Schließt sich hier ein Kreis?

André Aciman lässt seinen Protagonisten suchend zurück. Als Altphilologe beschäftigt er sich viel mit Sinn und Erleben. Immer wieder taucht die Frage auf, ob man schon vom "Wein des Lebens" gekostet hätte. Die Frage, ob man das richtige Leben führe.
Was Liebe kann und wieviel Liebe ein Mensch braucht.

Paul sinniert, philosophiert, ist forsch, ist unsicher, verliert sich in Grübeleien oder treibt sein Leben voran. Ein ganz normaler Mensch also, mit seinen vielen Facetten. Dadurch ist er sehr greifbar und das gefällt mir an ihm. Seine Form der Treue vielleicht weniger, aber das muss jeder für sich entscheiden.
Ob er schlussendlich glücklich ist bliebt unklar, aber er kostet sein Leben aus.

Der grüblerische Schreibstil gefällt mir gut und manche Gedankengänge kann ich für mich entdecken. Mir gefällt der Blick in die Vergangenheit und in eine mögliche oder unmögliche Zukunft:

"Die Vergangenheit mochte ein fremdes Land sein oder nicht. Sie veränderte sich oder stand still, aber ihre Hauptstadt war stets das Bedauern, durch die der große Knall der unreifen Begierde floss, der sich wiederum ergoss in einen Archipel winziger Hätteseinkönnes, die nie geschehen, aber deshalb noch längst nicht aus der Welt waren, und die immer noch geschehen können, auch wenn wir befürchten, sie werden es nie." (S. 262)

Aber keine Angst, solche Schachtelsätze finden sich nur ganz selten. Ansonsten liest es sich recht flüssig. Abgesehen von manchen Längen konnte mich das Buch und vor allem das Thema des Buches doch begeistern.