4,5 Sterne für einen Urlaub, der alles verändert

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*bücherwürmchen* Avatar

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Für einen Sommer und immer ist nicht mein erstes Buch von Julie Leuze und definitiv auch nicht mein letztes.

Das Buch ist wie ein Urlaub, denn die Autorin entführt den Leser in die Dolomiten. Egal, wohin ihre Ausflüge gingen – ob Bergsee oder Berghütte, ob Ruine oder nach Bozen – ich konnte die Seele baumeln lassen. Nur leider ist der „Urlaub“ nach 307 Seiten schon wieder vorbei. Aber da Julie Leuze weder zu viel sagt noch zu wenig, passt das genau.

Ich habe ein paar Seiten gebraucht, um mich an Annika zu gewöhnen. Sie liebt guten Wein und gutes Essen. Da kann sie durchaus inkonsequent sein. Aber beim Rest ihres Lebens ist sie das nicht. Sie braucht die Kontrolle, will, kann sie nicht abgeben. Sie kann sich nicht einfach mal entspannen. Das Ganze wird durchaus nachvollziehbar dargestellt. Aber mir war Helene, ihre Freundin, ein Dorn im Auge, auch wenn sie gar nicht „anwesend“ war. Im Nachhinein betrachtet lagen meine Anfangsschwierigkeiten wohl mehr an Helene, als an Annika selbst.
Am Anfang springt die Handlung immer wieder zurück zu der Zeit, als sich Annika und Helene an der Uni kennen gelernt haben. Und je mehr ich Helene kennen lernte, umso mehr musste ich den Kopf schütteln (auch wenn sie etwas Schlimmes erlebt hat).
Aber Annika ist nun mal die, die sie geworden ist (wobei Helene und ihre Eltern da einen sehr großen Anteil tragen). Erst Samuel öffnet ihr die Augen, zwingt sie wieder zu "sehen". Und je mehr Annika sich veränderte, sich selbst verliert und wieder zu sich findet, je mehr mochte ich sie. Von Tag zu Tag wurde sie mir sympathischer. Und mit einem zugedrückten Auge sehe ich somit auch über ihre Gedanken, was Helene wohl denken würde, hinweg.

Und Samuel erst. Er hat das Herz wirklich am rechten Fleck, ein Typ, in den man sich gleich verlieben möchte. Er lebt für das Bergsteigen, braucht die Berge wie die Luft zum Atmen.
Und auch seine Schwester steht ihm da in nichts nach. Ihre Leidenschaft ist allerdings die Musik. Auch wenn ich diesen Aspekt nicht ganz mitfühlen kann (so unmusikalisch, wie ich bin), glaube ich wirklich, dass für sie die Welt „schwingt“. Ich hätte kein Problem damit gehabt, wenn ihre Rolle etwas größer gewesen wäre.

Während Annika sich langsam verändert, ihr altes Ich ablegt und das Neue findet, verliebt sie sich in Samuel. Auch wenn diese Liebe keine Zukunft zu haben scheint, wollen sie sich ihr Glück nicht nehmen lassen. Trotz der kurzen Zeit die sie gemeinsam haben, überstürzen sie nichts.
Auch das Verhältnis zu ihrer Mutter wird besser mit jedem Telefonat besser. Die Krankheit und den Tod von Annikas Mutter verpackt Julie Leuze gut in der Geschichte, auch wenn es kein leichtes Thema ist. Es ist zwar schwierig, mit trockenen Augen das Buch zu beenden, aber ein beklemmendes Gefühl trat nicht auf.

Für einen Sommer und immer lässt sich leicht lesen, macht aber auch nachdenklich. Dass zu Beginn immer wieder in die Vergangenheit gesprungen wurde, hat mir nicht so gefallen. Ich fand Samuel viel interessanter als Helene. Ich verstehe aber, dass es notwendig war, da man nur so verstehen konnte, wie Annika zu der Person wurde, die sie war.
Die einzelnen Kapitel empfand ich als recht kurz, wobei ich sagen würde, dass es nahe an der Grenze lag, dass es den Lesefluss gestört hätte. Aber überschritten war die Grenze noch nicht.

Das Cover drückt für mich nicht eindeutig Sommer aus, Frühling allerdings auch nicht. Erst als ich während des Lesens erfuhr, dass die Geschichte im Juni handelt, wusste ich, dass es genau das war. Erklärt mich für verrückt, aber es fühlt sich genau nach Juni an.

Für einen Sommer und immer bekommt von mir sehr gute 4,5 Sterne.