Sommer der Erkenntnis

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heike lohr Avatar

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Das Buch hat mich gefesselt, was an dem mitreißenden Schreibstil liegt. Locker und lebendig wird die Hauptfigur als Ich-Erzählerin gezeichnet, voller Liebe zum Detail. Annika Winter erlebt den Winter ihrer Mutter, weil diese schwer an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist. Vor lauter Schreck bucht sie eine Reise nach Südtirol. Vor Überforderung mit dieser Situation kann sie sich nicht entspannen und ihre Freundin Helene ist am Telefon keine wirkliche Hilfe. Annika muss erkennen, dass sie nur durch Leistung und Erfolg die Anerkennung ihrer Eltern bekam. Als ihr Vater schwer am Herzen erkrankte, hatte sie ihre Abschlussprüfungen an der Universität und durfte nicht zu ihrem Vater. Während ihrer Prüfungen starb ihr Vater an einem Herzinfarkt. Ihre Schrittmacherin an der Universität und im Berufsleben wurde Helene, die sie zu ihrem Ebenbild machen wollte: elegant und durchsetzungsfähig. Nichts darf man sich zu Herzen nehmen. In ihrem Berghotel sieht Annika sich in den Augen der Hotelangestellten gespiegelt-- als arrogant und unhöflich. Das will sie nicht sein. Ihr Bergführer kann auf seine unkonventionelle Art ihren Panzer durchbrechen. Je mehr sie sich öffnet und ihre Probleme analysiert, desto klarer wird ihr, sie führt das Leben, damit die Eltern und ihre Freundin zufrieden sind. Als sie ein klärendes Gespräch mit Helene haben will, kommt es zum Bruch mit der Freundin, die ihr jegliche Annäherung und Erklärung verweigert. Zu stark soll sie nicht sein, sondern das kleine formbare Wesen für Helene. Die Nähe zum Bergführer vertieft sich, doch eines ist klar: Ohne Berge kann er nicht leben. Sie allerdings braucht ihren Beruf. Schließlich muss sie schnell abreisen, weil ihre Mutter ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Der Ausgang wird nicht verraten. Nur so viel, dass ihre Erinnerungen die Handlung unterbrechen und weitertragen. Absolut lesenswert.