Eine Familie in Deutschland zwischen 1914 und 1945

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Bei „Für Immer, dein August“ handelt es sich um die Fortsetzung der Geschichte der Urgroßeltern und Großeltern der Autorin. Der zweite Teil steht dem ersten „In Liebe, deine Lina“ in nichts nach und konnte mich genauso begeistert. Ich empfehle, den ersten Teil zuerst zu lesen, um sich auf das Wiedersehen mit vielen Bekannten zu freuen.
Der Roman beginnt 1914 mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. August ist zu der Zeit mit anderen Musikanten auf einer Tournee durch England und gerät in Kriegsgefangenschaft. Die Gefangenschaft nutzt er, um Englisch zu lernen, indem er Tom Sawyer liest und die deutsche und englische Ausgabe Satz für Satz vergleicht. Was für eine fabelhafte Idee! Er freut sich immer besonders auf die Briefe von Lotte, seiner Kindheitsfreundin. Lotte lebt mit ihrer Familie in Bremen und ist in Mühlbach nur selten zu Besuch, es ist die alte Heimat ihrer Eltern. Lotte liebt ihr Leben In Bremen, sie genießt die häufigen Besuche im Theater und in der Oper und hat viele Freunde und Freundinnen. Doch dann kommt alles anders, und Lotte zieht zu August nach Mühlbach.
In Mühlbach bleibt sie für die meisten das „Bankert“, die Dorfbewohner haben nicht vergessen, dass sie unehelich geboren wurde. Auch August wird von vielen schief angesehen, da er nicht im Krieg gekämpft hat. Nichtsdestotrotz finden Lotte und Albert im Dorf viele Freunde, von denen einige jüdischer Abstammung sind. Entsetzt müssen sie die Machtergreifung der Nazis und deren gewaltsames Vorgehen gegen Juden miterleben. Doch es gibt ein Projekt, dass die Mühlbacher zusammenschweißt, sie bauen zusammen eine Kirche. Die Einweihung der neuen Kirchenglocken wird groß gefeiert.
Als der zweite Weltkrieg ausbricht, läuten die Glocken immer dann, wenn wieder ein Mühlbacher gefallen ist. Lotte und August leben in ständiger Angst um ihren Sohn Walter, der bei der Marine ist. Tochter Martha muss fern der Heimat den Reichsarbeitsdienst absolvieren.
In dem Roman erfahren wir sehr viel über das Leben deutscher Familien in und zwischen den Weltkriegen, das Leben in einem kleinen Dorf in der Pfalz und das in der Großstadt Bremen. Lottes Herz hängt an Bremen, sie vermisst ihre Eltern und Geschwister. Die Nazis treiben ihr Unwesen in ganz Deutschland und haben auch in Mühlbach glühende Anhänger. In einigen kurzen Kapiteln erfahren wir, was mit Lottes Bremer und Mühlbacher jüdischen Freund*Innen passiert ist, die deportiert wurden.
Ich mag den flüssigen und emotionalen Schreibstil der Autorin sehr und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Protagonist*Innen sind sympathisch und authentisch, eine Familie, die man einfach gernhaben muss. Von mir eine große Leseempfehlung für Leser*Innen von historischen Romanen und allen, die sich für die deutsche Geschichte in und zwischen den Weltkriegen interessieren.