Zwei Weltkriege – komm mit nach Mühlbach und Bremen

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Lotte ist die Tochter von Lina und Adoptivtochter von Karl, deren Geschichte man „In Liebe, Deine Lina“ lesen konnte. Den neuen Roman „Für immer, Dein August“ kann man unabhängig vom Vorgänger lesen, doch lies beide Bücher. Sie sind toll!

Barbara Leciejewski erzählt, wie August und Lotte während des Ersten Weltkrieges sich zur Seite stehen. August wird festgehalten in England im Internierungslager und die ehrlichsten Briefe, in denen er aufrichtig seine Gedanken, Erlebnisse und Ängste, wie auch Gefühle aufschreibt, erhält seine Bremer Kindheitsfreundin Lotte. Alle Briefe aus der Heimat sind sehr wichtig für ihn, um durchzuhalten und positiv an ein Morgen zu denken. Neben Büchern, dem neuen Kumpel, dem Zirkusartisten Anton, geben Lottes Briefe ihm Kraft und er freut sich auf ein Wiedersehen. So ist Bremen seine erste Station nach der Rückkehr. Die beiden sind selig sich wiederzusehen, beide gesund und sie träumen von einer friedlichen Zukunft. Die langjährige Freundschaft stellt sich als Liebe heraus. Wie soll das gehen, August wird zuhause in der Pfalz als Arbeitskraft benötigt und Lotte ist ein Großstadtmädchen? Der Klappentext verrät bereits, dass das Schicksal für die beiden entscheidet. Dies bedeutet, wir begleiten das junge Paar auf dem Weg durch den Nationalsozialismus und werden erfahren, wie gut ein Internierungslager für August war.

Der Roman nimmt uns mit nach Bremen und Mühlbach, dem Dorf, in dem Lottes Eltern die Ausgegrenzten waren. Bitte lies den ersten Band, dann erfährst Du Näheres! Lottes Gedanken wandern viel zu ihren Eltern im fernen Bremen und Lina und Karl sorgen sich sehr um das Wohl ihrer Tochter. Der Musiker August muss im Steinbruch schuften, das Geld ist knapp. Nur selten können sie sich besuchen und Briefe können zwar Verbindung darstellen, aber müssen nicht immer Wahrheit transportieren.

Auch wenn ich den Lina-Band erst im November gelesen habe, ist der vorne im Buch abgedruckte Familienstammbaum sehr hilfreich. Ich habe manches Mal wieder nach vorn geblättert, überlegt und Familienzusammenhänge zusammengefügt.

Barbara Leciejewski erzählt unheimlich lebendig und so nah, dass man sich als stiller Beobachter bequem auf dem Sofa niederlässt und meint, einen Windhauch entfernt zu sitzen. Der Roman berichtet auch über das Schicksal von Nebenprotagonisten, so dass man am Ende das Buch mit gemischten Gefühlen zuklappt. Glücklich über das schöne Leseerlebnis, traurig, weil man Abschied nehmen muss von liebgewonnenen Personen.

Ist der neue Roman gut? Nein! Sehr gut – es ist für mich ein Lesehighlight. Dieser zweite Band gefällt mir noch besser – denn er erzählt einen noch längeren Zeitabschnitt und er ist mitreißend geschrieben.

Ein stimmungsvolles Cover umschließt die neue Geschichte. Ein junges Paar, umringt von Äpfeln dies passt sehr gut, denn unter einem Apfelbaum in Bremen gestehen sich August und (Char)Lotte ihre Liebe. Mir gefällt die drucktechnische Veredelung des matten Buchumschlages mit Hochglanzelementen.