Familie hört nie auf

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dreamworx Avatar

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Die Mittvierzigerin Madeline „Maddy“ Starling stürzt sich mit einem Spring vom Dach der Bibliothek des Wellesley College in den Tod. Sie hinterlässt ihren Ehemann Brady und die 17-jährige Tochter Eve nicht nur gramgebeugt und mit Schuldgefühlen, sondern auch mit vielen Fragen nach dem Warum. Doch Maddy ist noch unter ihnen, wenn auch nicht sichtbar, denn sie hat noch eine Aufgabe, bevor sie die Welt endgültig verlässt. Sie möchte für ihre Lieben eine neue Ehefrau und Mutter finden, weil die beiden sonst nicht zurechtkommen. Doch Maddy wird erst jetzt bewusst, wie wenig Handlungsspielraum und Einflussnahme sie eigentlich hat. Immerhin bemerken Brady und Eve ihre Anwesenheit, doch wird es Maddy gelingen, ihre Vorhaben auch umzusetzen? Und was wird aus ihrer Familie?
Abby Fabiaschi hat mit dem Buch „Für immer ist die längste Zeit“ einen sehr schönen, tiefgründigen und emotionalen Debütroman vorgelegt, der ein schwieriges Thema behandelt und dieses gefühlvoll und sensibel verarbeitet. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, der Leser wird regelrecht in die Handlung hineingesogen. Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass der Leser nicht nur die Gefühle, Gedanken und die Sichtweise von Maddy erfährt, sondern auch Brady und Eve zu Wort kommen. Durch die geschilderten Ereignisse und die Fassungslosigkeit sowie Ratlosigkeit der Hinterbliebenen und deren Schuldgefühle erlebt der Leser ein Wechselbad der Gefühle. Mal bringt einen der bissige Humor von Maddy zum Lachen, dann fühlt man die Trauer und Verzweiflung von Brady und Eve und ist vor lauter Schmerz den Tränen nahe. Die Autorin laviert den Leser mit sensibler Hand geschickt durch ihre Geschichte und beleuchtet dabei alle Seiten der Betroffenen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, was einen nachdenklich stimmt und gleichzeitig klar macht, dass jeder Mensch mit den Dingen unterschiedlich umgeht, um sich zu schützen oder die Situation zu verarbeiten, um weiterleben zu können.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich ausgearbeitet und liebevoll in Szene gesetzt worden. Sie wirken aufgrund ihrer Individualität sehr lebendig und authentisch, so dass der Leser sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen kann. Maddy ist eine sympathische intelligente Frau, offen und ehrlich, freundlich und mitfühlend. Sie hat sich immer um ihre Familie gekümmert, umso mehr trifft es ihren Ehemann und ihre Tochter, als sie ohne ein Wort oder einen Brief in den Tod stürzt. Dabei ging es Maddy anscheinend nicht gut, ihre Liebe und ihre Leistungen für die Familie haben nicht die Wertschätzung erfahren, die eigentlich selbstverständlich sein sollte. Maddy war immer da und keiner hat es so richtig bemerkt. Brady ist ein Workaholic und hat sich wenig um die Familie gekümmert. Er hat nur das getan, wozu er Lust hatte, ist egoistisch und selbstsüchtig, oftmals aggressiv und nicht gerade für seine Geduld berühmt. Doch nun muss er sich zusammenreißen, denn seine Tochter Eve braucht ihn. Eve ist ein cleveres junges Mädchen, die sich nach dem Tod der Mutter an deren Tagebuch festklammert, um zu verstehen, was ihre Mutter zu diesem Schritt bewogen hat. Ihr Leben gleicht momentan einer Achterbahn, denn sie stellt alles in ihrem Leben in Frage. Und nicht nur erst jetzt sucht sie die Aufmerksamkeit ihres Vaters. Schön als Leser zu beobachten ist die Entwicklung, die Eve und Brady im Verlauf der Geschichte nehmen. Rory ist eine nette und liebevolle Frau, die als Grundschullehrerin arbeitet und ebenfalls schon einige Schläge einstecken musste. Ihre Anwesenheit gibt Brady und Eve immer mehr Halt und die Hoffnung, mit der Trauer besser umgehen zu können.
„Für immer ist die längste Zeit“ ist ein wundervoller Roman über Tod, Trauer, deren Verarbeitung und die Wertschätzung, die man Menschen entgegenbringen sollte. Das Buch überzeugt durch sehr menschliche Protagonisten und eine tiefgründige Handlung, die auch nach dem Lesen noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Absolute Leseempfehlung für eine Entdeckung!