Liebesgeschichte in Tokyo

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sophia60 Avatar

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Fiona Kawazoe, eine einst in Tokyo lebende Autorin, läßt ihre eigenen Erfahrungen in ihren neuen Roman " Für immer und Sushi" einfließen.
Das Leben in der japanischen Hauptstadt wird eindrucksvoll geschildert, die japanische Kultur wird für den Leser erlebbar, und so manche japanische Gepflogenheit, wie zB. zum Toilettengang spezielle Kloschuhe anzuziehen, haben mich zum schmunzeln gebracht. Das Buch liest sich leicht und flott, und die Beschreibung des uns doch sehr fremden Lebens in Tokyo ist eine schöne Abwechslung und sehr unterhaltsam.

Das junge depressive Mädchen Vanessa reist aus Deutschland an, um für drei Monate eine Au-Pair-Stelle in einer japanischen Familie, die in Tokyo lebt, anzutreten, in der Hoffnung, durch den radikalen Tapetenwechsel von ihrer Krankheit geheilt zu werden.
Geschildert wird das chaotische Ankommen in der Millionenmetropole und der etwas befremdliche Empfang Vanessas durch die Ex-Nanny Lucy.
Diese übergibt Vanessa die dreijährigen Zwillinge Chie und Hayato, die aus dem Schlaf gerissen einer völlig Fremden gegenüber stehen und ein entsprechendes Schreikonzert anstimmen. Aber Vanessa, die eigene Erfahrungen in der Betreuung ihrer kleinen Geschwister machen konnte, wird mit der Situation nach anfänglichen Schwierigkeiten fertig.

Doch schon am zweiten Tag erkennt Vanessa, dass es für sie unerträglich würde, im Haus der Au-Pair-Eltern wohnen zu bleiben.
Mit Hilfe von Lucy findet sie auch prompt in der Millionenstadt Tokyo ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft, das überdies auch noch für sie bezahlbar ist.

Sie zieht also noch am gleichen Tag zur Halbjapanerin Saki, mit der sie sich schnell anfreundet. Saki betreibt einen Blog und einen interkulturellen Hilfsdienst, bei dem sie Vermittlungstätigkeiten für in Japan lebende Ausländer anbietet, wenn die gegensätzlichen Kulturen im Zusammenleben mit zb. einem japanischen Ehepartner zu Problemen führen. Vanessa übersetzt den Blog ins Englische und übernimmt nach einiger Zeit auch schon einen Auftrag im Hilfsdienst.
Diese Handlungsidee der Autorin finde ich nicht sehr glaubwürdig, denn die junge Deutsche hat ja selbst noch nicht den Kulturschock, den sie nach der Ankunft in Japan bekam, überwunden und noch lange keinen Einblick in die japanischen Regeln und Gepflogenheiten. Aber ich denke die Autorin suchte einen Handlungsschauplatz für genau diese die Problematik ; dass es eben für europäische Einwanderer sehr schwer ist, die jeweiligen japanischen Ehepartner zu verstehen, da die kulturellen Gegebenheiten sehr unterschiedlich sind. (Ins gleich Thema passt auch der Nebenschauplatz des Romans , dass die Eltern von Saki --er ein Deutscher und sie eine Japanerin --geschieden sind und die Geschichte hierzu, wie auch die Thematik von Saki's Blog )

Vanessa lernt schon in den ersten Tagen den jungen Japaner Takuya kennen und verliebt sich in ihn. Für die beiden ist jedoch zunächst klar, dass eine Beziehung wenig Zweck hat, da Vanessa ja in wenigen Wochen schon wieder nach Hause fliegen wird. Sehr schön beschreibt die Autorin hier das Wechselspiel der Gefühle und die Entwicklung der jungen Leute. Warum Vanessa dann ihr Touristenvisum letztendlich noch einmal für drei Monate verlängert, sei hier natürlich nicht verraten

Die Kraft des Buches liegt für mich persönlich in der tollen Beschreibung Tokyos und der japanischen Kultur. Die Liebesgeschichte zwischen Vanessa und Takuya ist für mich eher ein Nebenschauplatz, aber eben auch stellenweise einfühlsam und unterhaltsam geschrieben.

Was mich an den Buch jedoch immens stört, sind zum einen die zahlreichen Textfehler und unkorrigierten Stellen. Dann finde ich es sehr Schade, dass die Textstellen des Blogs in einer doch sehr winzigen Schriftgröße formatiert wurden. Auf meinem E-Reader konnte ich nur den "normalen" Text in der Schriftgröße anpassen, den Blogtext jedoch hingegen nicht. Vielleicht kann man an diesen Stellen noch Nachbesserungen ausführen !

Alles in allem habe ich mich durch das Buch sehr gut unterhalten gefühlt, und kann es gerne empfehlen.

Nachtrag: der Verlag hat inzwischen eine bearbeitete und berichtigte Version des eBooks verschickt. Vielen Dank dafür!