Wie Alice in den Kaninchenbau fiel und Klopantoffeln vorfand

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tante tex Avatar

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Ich freute und ärgerte mich zugleich über dieses Buch. Kommen wir erst einmal zu den vielen positiven Dingen: Ich habe mich unglaublich gefreut, ein Rezensionsexemplar ergattern zu können, da mich Japan schon seit vielen Jahren fasziniert. Dabei rede ich hier weniger über meine Manga- und Animephase, sondern über die vielfältige Kultur, die sich in diesem Land verbirgt. Im Land der aufgehenden Sonne treffen Moderne und Tradition in geballter Ladung aufeinander.

Dieser Liebesroman hat es wundervoll geschafft, diese doch teilweise speziellen Angewohnheiten der Japaner auf liebenswürdige Weise darzustellen. Zugleich konnte es mir bildhaft diesen wundervollen Großstadtjungle Tokyo beschreiben. Vor allem mochte ich die kleinen Randnotizen, wie das komplizierte Müllsystem oder die 'Klopantoffeln', die bei der deutschen Protagonisten selbstverständlich erstmal auf verwundertes Unverständnis stießen.
Die Figuren hatten Tiefgang und entwickelten sich im Handlungsverlauf in interessante Richtungen weiter. Hielt ich die Protagonisten Vanessa anfangs noch für weinerlich, musste ich später aufgrund neuer Hintergrundinformationen meine vorschnelle Meinung überdenken.

Leider wurde dieser positive Gesamteindruck leider von groben Schnitzern zerstört. Ich hatte das Gefühl, die Rohfassung erhalten zu haben, da gelegentlich ähnliche Wörter nebeneinander standen, die vermutlich der Korrektur entschlüpft sind. Kann passieren. Bisweilen fand ich aber Diskrepanzen und Handlungslöcher, die bei einer aufmerksamen Überarbeitung nicht vorgekommen wären. Ein kleines Beispiel:

"[...]Rechts befand sich die Küchennische mit einem Kühlschrank, einem Herd und einer Arbeitsplatte, die mit Reiskocher, Kaffeemaschine und Mikrowelle vollgestellt war.[..]"
Deswegen verwunderte mich dann später folgende Aussage, bei der es um die gleiche Küche ging:
"[...] „Tut mir leid, dass es nur Reis aus der Mikrowelle gibt, aber Saki hat ja keinen Reiskocher.“[...]"
Ich mag vielleicht kleinlich sein, aber solche Sachen ärgern mich, weil man sie vermeiden kann.

Insgesamt gebe ich dem Buch solide 3 von 5 Sternen, mit ausbaufähigem Raum nach oben, wenn noch einmal Korrektur gelesen wird. Denn trotzdem ist es eine kurzweilige Liebesromanze über interkulturelle Liebe, Mut im Angesicht des Ungewissen und Selbstfindung, bei dem einen das Fernweh packen kann.

Update: Ich erhielt eine nette Mail vom Verlag und das eigentliche Original. Anscheinend ging wohl etwas schief. Für die schnelle Reaktion korrigiere ich doch gern sofort einen Stern nach oben!