Wenn die Zeit stillsteht

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jessicaimreihenhaus Avatar

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Als plötzlich am 6. Juni die Zeit still steht, muss sich die Menschheit fragen, wie es weitergehen soll. Von ein auf den anderen Tag hören die Menschen auf sich zu entwickeln, zu wachsen, zu sterben, während sich die Welt um sie herum weiterdreht, als ob nichts geschehen wäre.

Eine junge Mutter, die unheilbar krank ist, kann nun noch mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, eine Bestatterin ist auf einmal arbeitslos, ein Rentner-Ehepaar lebt sich auseinander und eine Schwangere weiß nicht ob und wann jemals ihr Kind zur Welt kommen wird. Während die Menschheit versucht Antworten darauf zu finden, was da gerade passiert, tauchen wir in diese vier Leben ein und müssen uns wohl unweigerlich selbst fragen, was wir in dieser Situation tun würden.

Während ich mir anfänglich den Kopf darüber zerbrochen habe, wie sich diese Situation auflösen kann und was geschehen muss, dass alles wieder zur Normalität zurückfindet, habe ich ganz unverhofft festgestellt, dass es gar nicht darum geht. Es geht vielmehr darum, wie unterschiedlich Menschen mit ein und der selben, scheinbar ausweglosen Situation umgehen. Im ersten Moment denkt man noch „Na, das ist doch super, dass man plötzlich Zeit geschenkt bekommt! Das fehlt uns hier doch allen! Das ist doch der limitierende Faktor von literally ALLEM!“, zeigt diese Geschichte die Kehrseite der Medaille und was passiert, wenn das eigene Handeln von einem Moment auf den anderen völlig sinnbefreit wird. Wenn man nichts zu verlieren hat, was kann einem dann noch Freude bereiten? Wenn man alle Zeit der Welt zu haben scheint, was macht man dann mit dieser Zeit? Driften wir zwangsläufig auseinander, weil das, was uns zusammengehalten hat, das Hier und Jetzt, so nicht mehr existiert?

Das sind unfassbar interessante Fragen, die das Buch beim Lesen aufwirft und die Geschichte fordert schier Selbstreflexion. Sehr klug, sehr philosophisch, sehr zu empfehlen!