Ganz schön... kitschig

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rosetheline Avatar

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In seinem dritten Roman "Für Polina" nimmt uns Takis Würger mit in die Geschichte von Hannes Prager, einem zu Anfang des Buches noch nicht geborenen Jungen, dessen Leben von kleinen und großen Schicksalsschlägen gespickt ist.

Hannes Prager entsteht aus einem One-Night-Stand in Italien und seine Mutter, Fritzi, zieht ihn fortan alleinerziehend auf. In der Nähe von Hannover finden die beiden ein Zuhause in einer Villa, in der auch der ältere Heinrich Hildebrand lebt. Er ist auch derjenige, der Hannes in die Kunst des Klavierspielens heranführt.
Daneben gibt es auch noch Güneş, eine Arbeitskollegin Hannes' Mutter, deren Tochter Polina sich prächtig mit Hannes versteht. Zwischen den beiden entsteht eine innige Freundschaft, aber irgendwie auch mehr. Ihr widmet er eine besondere Melodie.
Eines Tages stirbt Fritzi plötzlich und für Hannes zerbricht eine Welt. Fortan wächst er bei seinem Vater in Hamburg auf.
Hannes und Polina bleiben weiterhin in Kontakt und zwischen ihnen entsteht mehr, doch gibt es immer wieder Situationen, die die beiden auseinander reißen. Auch über Jahre hinweg, bis Hannes plötzlich nichts mehr von ihr hört. Doch alles, woran Hannes denken kann, ist Polina.

Würger hat mit diesem Roman eine Geschichte kreiert, die von der Prämisse her sehr tiefgehend, sentimental und poetisch klingt.
Der Roman startet seicht und als Leser*in lernt man die verschiedenen Charaktere kennen. Leider fehlte mir bei den Charakteren trotzdem eine gewisse Tiefe.
Die Verbindung zwischen Hannes und Polina zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch, doch liegt das Hauptaugenmerk erstmal nicht darauf, was mir persönlich gut gefiel. Auch die Beschreibungen rund um Hamburg haben die Stadt lebendiger gemacht.
Mit jedem fortschreitenden Kapitel wurde die Geschichte allerdings immer kitschiger und unglaubwürdiger.
Was mir auch übel aufgestoßen ist, waren zwei Wörter ("Z***" für Sinti und Roma, und "autistisch"), die in zwei Szenen beleidigend bzw. in einem negativen Kontext verwendet worden waren.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Roman bestimmt eine Zielgruppe hat, zu der ich aber nicht ganz dazugehöre. Ich kann nachvollziehen, welche Aspekte Lob bekommen haben und ich habe das Buch auch nicht ungern gelesen. Daher vergebe ich 3,5 Sterne.