Poli hat die Haare schön
Okay, dieses war nun der letzte Versuch, mich für ein Buch von Takis Würger zu begeistern!
Und das nur vorweg: Der Mann kann schreiben, ohne Zweifel, aber mit Romanen funktioniert das nicht so ganz. Klar, das ist meine eigene Meinung, und die Verkaufszahlen von „Für Polina“ sollten mich eines Besseren belehren, aber auf mich wirkt die Dramaturgie, wie von ChatGPT generiert, nachdem man die KI angewiesen hat, eine Liebesgeschichte mit skurrilem Personal, welches durch die Bank weg seltsame Berufe, oder Vorlieben hat, zu entwerfen. Soll heißen, ich habe selten eine so konstruierte und im Sauseschritt absolvierte Geschichte gelesen, bei der die Hälfte des Personals irgendwann sang und klanglos unter den Tisch fällt.
Nun denn. Hannes Prager wächst in einer märchenhaften Villa im Moor auf, mit einer alleinerziehenden Mutter, die sich in Italien von einem Hamburger Marmorhändler hat schwängern lassen. Die Villa wird von einem zauseligen Herrn namens Heinrich bewohnt, der natürlich grantelt und säuft, aber das Herz auf dem rechten Fleck hat, und die junge Frau mit seltsamen Kind bei sich wohnen lässt. Ab und zu schneien Günes mit Tochter Polina, die zeitgleich mit Hannes geboren wurde, rein, und dann ergötzen sich alle an rohem Rhabarber, Pflaumenmus und Musik.
Hannes liebt Polina, Polina liebt Hannes, aber es braucht noch 250 Seiten und abstruse Zufälle, um die beiden zu ihrem Glück zu führen. Zwischenzeitlich verschwinden Günes und Polina in die Türkei, und Polina taucht nur sehr sporadisch noch auf. Das ist wahrscheinlich das größte Manko am Buch. Die Frau, die nicht nur titelgebend, sondern auch die Basis einer unstillbaren Liebe ist, kommt nur am Rande vor. Sie hat schiefe Zähne, lacht deswegen mit der Hand vor dem Mund, liebt alte Kelims, und hat Haare, „die schimmerten, als wären sie mit blauer Winternacht gefüllt“. Überhaupt, Frauen und Haare! Die Begeisterung von Hannes für welche Frau auch immer, basiert auf Haaren und samtiger Haut. Die geliebten Frauen in diesem Roman sind entweder kalte, alte, oder auch jüngere Karrierefrauen, oder sie sind Mütter, wie Fritzi Prager und Günes, die aber allesamt schnell sterben, oder simpel verschwinden. Die interessanteren Figuren sind Männer, aber auch die sind erschreckend stereotyp. Und Hannes Prager selbst ist ein vor Selbstmitleid zefließender Jammerlappen, der sich das Klavierspielen selbst beigebracht hat, sich dem aber verweigert, weil… Tja, warum eigentlich? Und warum stellt er das Wachstum ein? Um an Günter Grass‘ Oskar Matzerath zu erinnern, weil die Mutter gestorben ist? Wie auch immer, wird diese Tatsache, ehrlich gesagt, nie wieder thematisiert.
All das sind dramaturgische Mätzchen, die ins Nichts laufen. Zudem ist das Buch in einer atemlosen Manier verfasst, die unentwegt eine Episode an die andere fügt, teils im zeitlichen Ablauf hin und her springt, als hätte Takis Würger in seiner Hast etwas vergessen. Gegen Ende hin liest sich das Ganze fast wie eine Satire, denn der Ton schwankt zwischen spöttisch und tränendrüsig. Hannes Pragers Aufstieg zum Klavier- Weltstar ist dann vollends unglaubwürdig.
Sehr schön zu lesen, für eine Hamburgerin, wie mich, ist das Hamburger Setting, aber das ist auch schon fast alles.
Ich weiß, ich bin die absolute Ausnahme mit meiner Einschätzung dieses Mega- Sellers und literarischen Lieblings der Saison, aber hey, ein Buch, in dem eine verliebte Frau den Mann ihrer Träume mit „Junge“ anspricht, und ältere Menschen junge Frauen mit „Mein Kind“, kann ich nicht wirklich ernst nehmen!
Und das nur vorweg: Der Mann kann schreiben, ohne Zweifel, aber mit Romanen funktioniert das nicht so ganz. Klar, das ist meine eigene Meinung, und die Verkaufszahlen von „Für Polina“ sollten mich eines Besseren belehren, aber auf mich wirkt die Dramaturgie, wie von ChatGPT generiert, nachdem man die KI angewiesen hat, eine Liebesgeschichte mit skurrilem Personal, welches durch die Bank weg seltsame Berufe, oder Vorlieben hat, zu entwerfen. Soll heißen, ich habe selten eine so konstruierte und im Sauseschritt absolvierte Geschichte gelesen, bei der die Hälfte des Personals irgendwann sang und klanglos unter den Tisch fällt.
Nun denn. Hannes Prager wächst in einer märchenhaften Villa im Moor auf, mit einer alleinerziehenden Mutter, die sich in Italien von einem Hamburger Marmorhändler hat schwängern lassen. Die Villa wird von einem zauseligen Herrn namens Heinrich bewohnt, der natürlich grantelt und säuft, aber das Herz auf dem rechten Fleck hat, und die junge Frau mit seltsamen Kind bei sich wohnen lässt. Ab und zu schneien Günes mit Tochter Polina, die zeitgleich mit Hannes geboren wurde, rein, und dann ergötzen sich alle an rohem Rhabarber, Pflaumenmus und Musik.
Hannes liebt Polina, Polina liebt Hannes, aber es braucht noch 250 Seiten und abstruse Zufälle, um die beiden zu ihrem Glück zu führen. Zwischenzeitlich verschwinden Günes und Polina in die Türkei, und Polina taucht nur sehr sporadisch noch auf. Das ist wahrscheinlich das größte Manko am Buch. Die Frau, die nicht nur titelgebend, sondern auch die Basis einer unstillbaren Liebe ist, kommt nur am Rande vor. Sie hat schiefe Zähne, lacht deswegen mit der Hand vor dem Mund, liebt alte Kelims, und hat Haare, „die schimmerten, als wären sie mit blauer Winternacht gefüllt“. Überhaupt, Frauen und Haare! Die Begeisterung von Hannes für welche Frau auch immer, basiert auf Haaren und samtiger Haut. Die geliebten Frauen in diesem Roman sind entweder kalte, alte, oder auch jüngere Karrierefrauen, oder sie sind Mütter, wie Fritzi Prager und Günes, die aber allesamt schnell sterben, oder simpel verschwinden. Die interessanteren Figuren sind Männer, aber auch die sind erschreckend stereotyp. Und Hannes Prager selbst ist ein vor Selbstmitleid zefließender Jammerlappen, der sich das Klavierspielen selbst beigebracht hat, sich dem aber verweigert, weil… Tja, warum eigentlich? Und warum stellt er das Wachstum ein? Um an Günter Grass‘ Oskar Matzerath zu erinnern, weil die Mutter gestorben ist? Wie auch immer, wird diese Tatsache, ehrlich gesagt, nie wieder thematisiert.
All das sind dramaturgische Mätzchen, die ins Nichts laufen. Zudem ist das Buch in einer atemlosen Manier verfasst, die unentwegt eine Episode an die andere fügt, teils im zeitlichen Ablauf hin und her springt, als hätte Takis Würger in seiner Hast etwas vergessen. Gegen Ende hin liest sich das Ganze fast wie eine Satire, denn der Ton schwankt zwischen spöttisch und tränendrüsig. Hannes Pragers Aufstieg zum Klavier- Weltstar ist dann vollends unglaubwürdig.
Sehr schön zu lesen, für eine Hamburgerin, wie mich, ist das Hamburger Setting, aber das ist auch schon fast alles.
Ich weiß, ich bin die absolute Ausnahme mit meiner Einschätzung dieses Mega- Sellers und literarischen Lieblings der Saison, aber hey, ein Buch, in dem eine verliebte Frau den Mann ihrer Träume mit „Junge“ anspricht, und ältere Menschen junge Frauen mit „Mein Kind“, kann ich nicht wirklich ernst nehmen!